Die Bullemänner im Ballenlager

Kennen Sie das? Die Typen gibt's. Die ziehen ein Mal den Mund schief, kräuseln die Augenbraue, rümpfen die Nase, wippen mit den Ohren und haben die Lacher auf ihrer Seite. Im Münsterland gibt es diese Typen seit einem guten Dutzend Jahren: Heinz Weißenberg und Augustin Upmann heißen sie, touren mit westfälisch-derber Kost zumeist auch durchs Westfalenland. Fünf, sechs Mal beglückten sie Greven, genießen längst Kultcharakter und haben die Lacher schon auf ihrer Seite, wenn der Gag noch in der Genese ist. Die Bullemänner eben!

Suchtdrup, jener imaginärer Ort, aus dem das lebendige westfälische Kuriositätenkabinett immer neue knorrige Typen bezieht, ist Westfalens Kabarett-Mekka. Urigste Protagonisten sind Heini Sterkötter, hauptberuflicher Nebenerwerbslandwirt und mit Leib und Seele Feuerpatsche, sowie August Laukämper, Kramladenbetreiber und Ortsheimatpfleger.

Obgleich sie die westfälische Entdeckung der Langsamkeit mit Verve propagieren -"bleib sitzen, wenn du Westfale bist" - treiben sie ihr Publikum doch mit deftigem Tempo und überraschenden Ortswechseln über Bullenwiesen, Müllberge bis ins ferne Rio, wo Laukämpers August als krachenden Höhepunkt eines Ortsheimmatpfleger-Weltgipfels mit seinem Pendant aus dem Busch das afrikanisch-westfällsche "Buleyman" intoniert.

Tränen treibend auch jene Geschichte, die die Parallelen zwischen dem Liebesleben eines Feuerwehrmannes und dessen Spritzeneinsatz zieht: "Der Brand brennt ja nicht nur da, wo's brennt. Er brennt ja auch in uns im Feuerwehrmanne - also im Zwischengeschlechtlichen." So treibt denn der Suchtdruper Spritzenmann irgendwo zwischen Ladbergen, Gimbte und Reckenfeld seine Angebetete zum G-Punkt, dem Glutpunkt, der eben kein Feuermelder ist, auf den man draufkloppt. Fröhliches Kopulieren auf der Löschdecke hinterm Gemeinschaftsklärwerk. Das macht einfach Lust auf mehr.

Die Ochsentour, seit Jahren im Repertoire, passen die Erfinder des westfälischen Ethnokabaretts im ordentlichen Leben Pädagoge und Jurist, stets der aktuellen westfälisch-bundesdeutschen Nachrichtenlage an. Versteht sich, dass da in Hartz-Zeiten die Riester-Rente längst durch die Clement-Kiste ersetzt wird. Das Holz dafür besorgt übrigens der Fichten-Knicker. Wer? Der Fichten-Knicker, ein Sauerländer eben. Darüber schmunzelte vor allem ihr Rezensent.

 

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