Die Bullemänner 2004 im Ballenlager

Wie schon öfter in den letzten sechs Jahren, so brachen sie am Freitagabend wie ein Naturereignis in das Ballenlager ein. Die westfälischen Urgesteine Augustin Upmann und Heinz Weißenberg, besser bekannt als die "Bullemänner", bereiteten dem begeisterten Publikum einen Abend, der einen tiefen Einblick in das Wesen des Westfalen vermittelte. Denn die "Bullemänner" erfüllten ganz die in sie gesetzten Erwartungen, schließlich war diese Veranstaltung schon seit Wochen ausverkauft.

Mit ihrer bekannten westfälischen, fast stoischen Ruhe trieben die zwei Akteure ihr Publikum von Pointe zu Pointe, wechselten im Minutentakt die Rollen, ließen kaum Zeit zum Luftholen. "Glaube, Sitte, Hai-mat" mit all ihren dunklen Seiten beleuchteten die Kenner der Deutschen Provinz, schließlich sind beide in Selm aufgewachsen, haben von dort aus die Welt kennen gelernt und sind natürlich verändert in die Kartoffeln zurück gewandert.

Sie widmeten diesen Freitagabend auch dem kleinen Örtchen Suchtrup, das nicht nur die Unruhen der letzten Jahrzehnte unbeschadet überstanden hat, sondern als Paradebeispiel westfälischen Urgesteins im Zeichen der "Kulturhauptstadt" prädestinierter erschien als so manch hochgepriesenes Weltkulturdorf. Wer wie die "Bullemänner" an die Hai-mat dachte, der kam natürlich nicht vorbei an "El Schützenfest"" oder an der "freiwilligen Fahrradtour der Feuerwehr".

Gerstenkaltschale als spirituelle Stimulans durfte nicht fehlen, wenn Heinz Weißenberg und Augustin Upmann mit bravouröser Mimik und feinsinniger Sprache zum Rundumschlag auf die große Weltpolitik ansetzten. Denn schließlich bedeutete für sie Suchtdrup der Nabel des Universums, wo sich das Leben zwischen Partyscheune mit Sambamädchen, keuschen, aber streitsüchtigen Ehefrauen und dem letzten Dorftratsch abspielt, wo Politik noch am Sonntagmorgen nach dem Kirchgang in der Dorfkneipe handfest selber gemacht wird.

Mit ihrem nahtlosen Übergang zwischen Comedy und Kabarett boten sie für jeden Geschmack das Passende, ließen kein Auge an diesem Abend trocken. Ihr Ethnokabarett ist auch in Greven längst zum Kult erhoben, rasant und bissig würzten sie ihre umwerfende Komik mit abstrusen und bisweilen verschrobenen Wortspielereien. Ihr leicht spöttischer Blick auf das Landleben war jederzeit durchsetzt mit liebevollen Anspielungen auf die sympathischen Wesensmerkmale ihrer Mitbürger. Deren stockkonservative Gesinnung wurde mit einem Körnchchen - nicht abzuleiten von Korn- Realismus - präsentiert. Die "Bullemänner" kratzten am Lack des Deckmantels dörflicher Heimeligkeit. Ländlichen Filz fanden sie zwar nicht in Greven, dafür aber Weltoffenheit und Sinn für existenzielle Fragestellungen unter dem Blickwinkel des Dorffriedhofs.

Wer mit den "Bullemännern" in deren Spiegel schaute, erblickte dort neben seiner eigenen westfälischen Vergangenheit den Charme der Kleinweltbewohner, Abgründe provinzieller Weitsichtverstellung. Natürlich durfte am Ende die Westfalenhymne der "Bullemänner" nicht fehlen. Zu den Strophen von "Bleib sitzen, wenn du ein Westfale bist, steh erst auf, wenn alles vorüber ist" erhob sich der Gesang der 450 begeisterten Besucher des Ballenlagers.

Keine Angst: Wie der nächste Februar, so kommen auch die "Bullemänner" im nächsten Jahr wieder.

 

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