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Die Buschtrommel im Ballenlager Vorschusslorbeern hatten Andreas Breiling, Jörg Fabrizius und Ludger Wilhelm bereits vor der Premiere des Organisierten Versprechens einstreichen dürfen. Mehr Kabarett geht nicht. Doch am fünften Programm schieden sich im Ballenlager die Geister. Eigentlich haben das die Buschtrommler nicht nötig: Eine Premiere, die nach New Yorker Met, Mailänder Scala und Moskauer Bolschoi-Theater jetzt im Ballenlager gastiert, ringt dem Publikum eben nur noch ein müdes Lächeln ab. Des trommelnden Trios Hommage an Greven wirkt ein bisschen abgeschmackt Ein Hallo Greven hat eben zu viele Vorbilder. Was unterm Strich blieb, waren viele witzige Szenen, denen manchmal verbindender Kit fehlte. Immer stark wurden Münsters Vorzeige-Kabarettisten, wenn sie Woll-Wamms, Kord-Hut und Leder-Helm überzogen. Dann brabbelten die drei sich als alternde Ruhrgebietsmünsterländer durch soziale Kältezonen, empfahlen etwa die operative Selbstheilung durch das OP-Besteck im Baumarkt, erinnerten sich ungläubig an Zeiten, als Ärzte noch Hausbesuche machten und animierten zu Moorbädern, um schon einmal mit dem feuchten Erdboden Kontakt aufzunehmen. Ein bisschen stockte der Atem, als die Trommler als Voyeure mit Ferngläsern in bundesdeutsche Wohnzimmer guckten. Lebt ie noch oder springt sie schon, überlegt das gaffende Trio angesichts einer potenziellen Selbstmörderin und belegt eindrucksvoll das Leben in einer Gesellschaft der Weggucker. Manchmal ist die Wirklichkeit noch schneller als das Kabarett. Der superschnelle Metro-, Trans- oder ist es gar der Aldi-Rapid? lässt die Buschtrommler über Sinn und Unsinn des Prestigeobjekts räsonnieren, während der Zug in der Realität seit dem Frühjahr bereits auf dem Abstellgleis steht. Zum Ensemblespiel gehört auch der Soloauftritt: Ein starker Andreas Breiling spielt als Hossa-Hossa-Rex-Gildo-Imitator den Überraschungs-Insolvenz-Entertainer, der als fies-schmieriger Möpp die menschliche Konkursmasse düpiert. Nicht minder wirkungsvoll haucht Jörg Fabrizius - Plaste und Elaste verpflichtet - der Schönheitschirurgie seine Ideale ein. Frei nach dem Spruch erst das Messer machts besser sieht er in jeder Frau eine Claudia Schiffer. Man muss es nur herausschneiden. Die Klappe des vierten Buschtrommel-Auftritts fällt abrupt. Keine Zugaben gibts für das neue Programm. Statdessen ein Bier mit Kabarettisten an der Theke.
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