Chi Kalé in der Kulturschmiede

Ein Geständnis vorab: Der Rezensent ist kein ausgesprochener Reggae-Fan. Die Reggae-Abteilung der Plattensammlung besteht aus einem Werk von Bob Marley, vor rund 25 Jahren auch nur deshalb gekauft, um irgendwie an der kollektiven Trauer um die damals verstorbene Reggae-Ikone teilhaben zu dürfen.

Doch was aus der Konserve genossen eine gewisse Monotonie verbreitet, kann ja live dargeboten ganz anders rüberkommen. Die Chance, einen Sinneswandel herbeizuführen, hatten am Samstagabend Chi Kalé, sieben Musiker aus Ghana, die seit zehn Jahren in Kiel leben. Doch die taten zunächst wenig, um den Reggae-Skeptiker auf ihre Seite zu bringen. 50 Minuten Wartezeit sind etwas happig. Da heißt es : Keep cool, man.

"Wait in vain" - vergeblich warten mussten die rund 60 Zuhörer, die für ein laues Lüftchen in der selbst von der KI-Vorsitzenden Angelika Allerding eingeräumten momentanen "Flaute" sorgten, in der Kulturschmiede aber dann doch nicht. Zum Glück: Denn die Reggae-Ohrwürmer, die das Septett von der ersten Note an auf die Bühne brachte, bohrten sich auch in Gehörgänge, zu denen sie bislang selten Zutritt hatten. Mit traumwandlerischer Sicherheit beherrschen die Musiker um Sänger und Eintänzer Felix Dada den Rhythmus, den Kenner des Genres als "African Riddim & Reggae" umschreiben. Ein pulsierender Bass, eine perfekte Rhythmusgitarre, dazu viele perkussive Elemente und kleine melodische Einsprengsel der beiden Keyboarder ließen die sich durch die Warterei anbahnenden Gliederschmerzen rasch verfliegen. Von Monotonie keine Spur. Dafür sorgte schon das "Bäumchen-wechsel-dich" auf der Bühne. Die Vollblut-Musiker tauschen gerne ihre Plätze. Wer eben noch das Mikro in der Hand hatte, bediente kurz darauf schon wieder die Tasten des Keyboards.

Und das Ende vom Lied: Bob Marley durfte nach langen Jahren mal wieder im Wohnzimmer singen.

 

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