"Duo contrario" in der Josef-Kirche

Wer sich in unbekanntere Gefilde wagt, muss gelegentlich auch Lehrgeld bezahlen. So erging es am Mittwochabend der Kulturinitiative, die zu einem Konzert mit dem "Duo contrario" in die St.-Joseph- Kirche eingeladen hatte. Nicht einmal 20 Musikinteressierte nutzten die Gelegenheit, die seltene Kombination von "Dudelsack und Orgel" zu erleben.

Vielleicht sollte man sich im Vorfeld kompetente Unterstützung holen, denn ein Kirchenkonzert egal welcher Stilrichtung richtet sich an eine ganz spezielle Zuhörerschaft, die im Vorfeld auch erreicht werden will. Außerdem sollte es bei der Planung im Vorfeld verwundern, wenn auf der Homepage der Künstler nur euphorisch begeisterte Presseberichte zitiert werden, diese aber schon mindestens vier Jahre alt sind.

Das Konzert selber hinterließ leider einen geteilten Eindruck. Der Organist Thomas Blum begann mit der Toccata d-moll von J.S.Bach. War es nun Popularismus, dieses wohl bekannteste Orgelwerk ins Programm aufzunehmen und die zweifelsohne technisch schwere Fuge weg zu lassen, für den Liebhaber erklang diese Musik mit unpassender Registrierung, stilfremden Verzierungen und fehlenden Pedalpassagen. In Greven und Umgebung ist man ein anderes Interpretationsniveau gewohnt, an dem sich ein jeder Organist messen lassen muss.

Auch die von ihm selber angefertigte Transkription des "Il veccio castello" aus dem Klavierzyklus "Bilder einer Ausstellung" von Mussorgskij war in keiner Weise überzeugend. Kannte der Organist vielleicht nicht die Transkription des gesamten Zyklus aus der Feder eines Düsseldorfer Kompositionsprofessor? In dieser werden die Inhalte musikalisch entsprechend umsetzt, Registrierungen vorgegeben, klare Spielanweisungen gegeben. Am Mittwochabend fehlten Stimmungsgehalt, die Phrasierung war undeutlich, Schönheiten wurden nicht hörbar.

Viel positiver war der Eindruck von den Soloteilen mit dem schottischen "Highland Bagpipes" des Duopartners. Mit Herbert Bartmann am schottischen "Dudelsack" agierte ein überaus versierter Musiker, der mit großem Ton das gesamte Kirchenschiff erfüllte. Sein einleitendes Solostück, Variationen in strenger Ausführung nach traditionellen Weisen, zeigte sämtliche Facetten seines Instrumentes. Würdevoll durchschritt er die Kirche, um den Raumklang stilistisch zu integrieren. Virtuos und gleichzeitig differenziert spielte er, konnte stimmungsmäßig die Musik von James Malcomeson mit Leben erfüllen. Bei der französischen Instrumentalsuite F-Dur von J. Hottetterre zeigten sich ganz neue, sehr interessant herausgearbeitete Partien. Auch mit seiner Tin Whistle konnte Herbert Bartmann unglaublich spielfreudig agieren, der Musiksprache eines Prätorius durchaus adäquat. Wie aus dem "Flötenlusthof" erklangen die einzelnen Tänze, denen er auch mit Handtrommel und Tamburin rhythmische Grundmuster hinzugefügte. Hier passte auch die Registrierung der sehr zurückhaltend gespielten Orgel.

Herbert Bartmann spielte am Ende noch die Eigenkomposition "Bulgarian Suite", die mit ihren gegenläufigen Rhythmen sicherlich begeisterte. Ob man der wunderbar auf dem "Dudelsack" gespielten Melodie des traditionelle "Amazing grace" eine modern, teils disharmonische Begleitung zufügen muss, bleibt dem Geschmack jedes Hörers überlassen. Aber bei der Zugabe "Der Mond ist aufgegangen" überzeugte das Duo leider nicht, glitt in äußere Effekte ab.

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