Matthias Deutschmann

Tropenholz und Elfenbein: "So ein Cello ist eine ökologische Todsünde. Naja, die Grünen haben eh kein Verhältnis zur Kultur." Wahrscheinlich hat Matthias Deutschmann gewusst, dass viele Grüne da waren. Schließlich hatte Ratsherr Wolfgang Hoppe seine Geburtstagsgäste zur Veranstaltung der Kulturinitiative eingeladen. Trotzdem - oder deshalb - packte sich der Kabarettist die Grünen immer wieder: "Wir sind ökologisch geschult, wir hatten die Grünen mit Hang zum Plusquamperfekt". Auf Wiedersehen. Im Plauderton ritt Matthias Deutschmann am Samstagabend "im schönsten Kleinkunst-Sakralbau nördlich der Alpen" durch die Welt, in der wir leben, und ließ dabei links und rechts vom Patt keinen Spaß aus. Ein Bayer im Reichstag - das sei keine artgerechte Haltung. Scharping sei der Versuch der SPD, sich mit nur einer einzigen Schlaftablette umzubringen. Die Mitglieder der afghanischen Nord-Allianz seien zwar auch nur Waffenschieber und Drogenhändler, aber die haben die kürzeren Bärte. Deshalb seien sie plötzlich Verbündete. Herr Kaiser von der Nord-Allianz zahlt den Kollateralschaden. Schön, dass Deutschmann dabei so unberechenbar blieb, geradezu paritätisch.
Wo er steht? Ach, jeder kriegt was ab. Dabei wirkt alles wie sachlich berichtet. "Für Kabarettisten ist es tragisch, wenn sie die Wahrheit erzählen, und die Leute lachen." Ob er die Wahrheit sagte, wann er kabarettesk überspitzte - es war nicht immer klar. Seine Verschwörungstheorien, die Dechiffrierung der weltweiten Geheimdienstszene, klingen so schlüssig. Aber warum soll ein gemeiner Kabarettist all das durchschauen?
Wie schamlos behandelt Deutschmann auch die vergessenen Themen. Barschel im "Beau Rivage", die DDR geht unter, Reagan regiert. Aber Deutschmann kriegt den Dreh bis heute, macht die alten Geschichten aktuell. Er hat eine bewegte Vergangenheit. Schließlich hat ihn in der DDR ein finsterer Herr mit Lederhütchen angeworben. Fortan arbeiteten beide zusammen. Geheim, na klar. Wahrscheinlich stimmt es nicht. Haydn war ein Pazifist. Zur deutschen Nationalhymne lässt's sich nicht marschieren.

 

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