Twin Dragons in der Kulturschmiede

Eigentlich war das Konzert am Freitagabend für das größere Ballenlager angekündigt worden. Als Reaktion auf den nicht wie erwartet sturmhaften Vorverkauf verlegte die KI es kurzentschlossen in die kleinere Kulturschmiede und hatte damit eine gute Entscheidung getroffen. Fast 200 begeisterte Besucher waren aus dem gesamten Kreisgebiet zusammengekommen, erlebten das Konzertes der "Twin Dragons" mit dem Gaststar Tony Martin in passendem intim-phonstarkem Rahmen.

Die "Twin Dragons" eröffneten mit einem wahren Rockzauber den Abend, der sich zu einem wahren Höhepunkt des Rock in Greven entwickelte. Denn Nathaniel Peterson, Leadsänger und Bassist der Band, war schon eine imponierende Erscheinung. Mit seinem rockigen "Superstitious" von Dixon überzeugte er jeden, als quasi afroamerikanischer Indianer sang und spielte er sich in die erste Garde der Rockmusiker. Und seine markante Stimme prägte nicht nur "Think it over" und "Mothers Child", er betörte sein Publikum mit gewaltigem Timbre und fetzigen Bassläufen. Als professioneller Musiker zeigte er sich auch bei technischen Schwierigkeiten souverän, ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Mit seinem "Feel like crying" sprengte er lautstark die Grenzen der Kulturschmiede, aber auch in vermeintlich ruhigeren Balladen kam das Gehör nicht zur Ruhe, sorgte sein durchdringender Bass für fast körperliches Mitschwingen.

Ihm zur Seite agierte Fabio Cerrone, von vielen als Italiens Rockgitarrist Nr.1 bezeichneter Musiker, der mit bei Zucchero und Ramazotti gespielt hat. Mit seinen virtuosen Soli setzte er gekonnt einen Gegenpart, fügte sich ansonsten perfekt in die Formation ein. Am Schlagzeug saß einer der renommiertesten seiner Art, Clive Bunker. Als ehemaliger Schlagzeuger und Gründungsmitglied der legendären "Jethro Tull" blickt er auf diverse Jahrzehnte als aktiver Musiker zurück. Er hat mit allen Großen gespielt, am Freitagabend zeigte er, dass er in all den Jahren nichts verlernt hat. Punktgenau traf er exakt den rockigen Grund, wirkte sichtlich erfreut über die musikalischen Ideen seiner Kollegen, ihn konnte keine noch so eigenwillige Modulation oder rhythmische Vertracktheit aus dem Konzept bringen. Und bei aller Spielfreude hatte er immer ein Lächeln für das Publikum über. Sein differenziertes Spiel reichte schon als Anreiz für den Besuch des Konzertes.

Nach dem ersten, zum Glück recht langen Set, gab es dann mit dem Gaststar Tony Martin auch für eingefleischte Hardrocker das passende Futter. Lange Jahre hat er bei Black Sabbath mitgespielt, in Greven zeigte er sich mit unglaublicher Präsenz und fein durchkonstruierter Bühnenshow. Mit diversen Titeln, er beherrscht wirklich mehr als fünf, gab er dem mittanzenden Publikum genau das, was zu einem Ausflug in den Hardrock früherer Jahre passte. Und aus dieser Zeit stammten auch die Songs, mit denen er dem Publikum in alt bewährter Manie einheizte. Fast wie im Münsteraner "Neuen Krug" der 80-er Jahre, Relikte davon gab es im Publikum ebenso wie begeisterte Grevener Jugendliche, erdröhnte die Musik, mit dem altbekannten Sound dieser Kultband.

Für die KI war dieses Konzert bestimmt ein Geschenk in Anbetracht alter eigener Rockzeiten. Für das Grevener Publikum war es mehr als nur "alter" Rock, sondern gleichsam lebendige Rockgeschichte. Dass Nathaniel Peterson mit einem Klassiker als Zugabe den Abend beendete, zeigte die Vormachtstellung dieses schwarzen Blues-Tigers im Konzert, der abgeklärt mit Welthits spielte.

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