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"Finsbury Park" in der Kulturschmiede Im Vorjahr war "Finsbury Park" als Vorgruppe von Fafarello so erfolgreich, dass die Kulturinitiative Greven ihnen am Samstagabend ein eigenständiges Konzert ermöglichte. Für die fast hundert Besucher der Kulturschmiede hat sich diese Nachwuchsförderung als wahrer Glücksgriff erwiesen. Sie erlebten über zwei Stunden Musik, die vom ersten bis zum letzten Ton fesselte, zum Träumen animierte. Schloss man die Augen, fühlte man sich zurückversetzt in die Zeiten von Joan Baez, Carole King, Arlo Guthrie und Judy Collins. Schaute man auf die Bühne, erblickte man drei Musiker, vom Alter eher als Kinder dieser Generation zu erkennen. Stilistisch begnügten sie sich nicht damit, alte Lieder der Songswriter und Folkmusiker nachzuspielen, sie fügten ihnen auf sensible Weise eigene musikalische Erfahrungen bei, kleideten die zeitlosen Balladen in ein eigenständiges neues Gewand. Diese Mischung von Balladen, Popsongs mit eingängigen Refrains, Folk und Country hatte ihren ganz besonderen Reiz, eine sehr persönliche Note. Als die Sängerin Ines Caffier zur dezenten Gitarrenbegleitung von Volker Hauswald den Abend mit "Sweet Sir Galahad" eröffnete, entführte sie mit warmer Stimme quasi auf die weiten Hügel der grünen Insel. Von einer alten Woodstock-LP inspiriert, sang sie wie ihr großes Vorbild mit ganzer Seele diese Erzählung von unerfüllter Liebe, Sehnsucht und Verzweiflung. Und "Finsbury Park", einzigartig wie der kleine namensgebende Fleck Natur in Londons Häusermeer, konnte auch mit ihren gut arrangierten Eigenkompositionen überzeugen. Für Experimentelles war dort ebenso Platz wie für traditionelle Spielweisen. Einflüsse anderer Band waren zu spüren, aber mehr wie eine würzige Zutat eines selbst schon stimmigen Gefüges. Die Musik klang unheimlich echt, ungekünzelt und abwechslungsreich. Verbindungen schufen die Musiker mit sensiblen Anlehnungen aus musikalischen Welten des tango-inspirierten "Gotan-Projekt" bis hin zu Vokalisen à la Sally Oldfield. Eigene Erfahrungen von Reisen in New Mexiko und Irland prägten die selbstgeschriebenen Balladen. Gekleidet wie eine humoristische Anekdote erklang ihre Erzählung von "Billy the Kid". Ihre Herkunft vom Irish Folk verleugnete Sängerin Ines Caffier nicht, hat sich aber von dieser bodenständigen Musik weiterentwickelt, so dass selbst Folk-Tunes in groovigem Gewand begeisterten. Mit "Indian Summer Rain", "Winter Day", "Hills of Clare" spielten sie sich mit glaubhafter Natürlichkeit in die Herzen des Publikums. Bei solch stimmungsvollen Songs auf musikalisch höchstem Niveau war der Song "The world can wait" Synonym für dieses Konzert. Hier konnte man seine Sorgen vergessen, ganz gebannt lauschen. Still wie das Konzert begann, endete auch mit "Silly Dream" das offizielle Programm, inspirierend und verträumt. Aber das Publikum entließ "Finsbury Park" nicht ohne weiter Kostproben aus dem Repertoire, sang beim "Sunny Day" begeistert den Refrain mit, gab sich erst nach fünf Zugaben zufrieden. Gespannt sein darf man auf die weitere Entwicklung dieser noch jungen Formation, die bestimmt ihren eigenen Weg gehen wird und hoffentlich in Greven dann wieder einkehrt.
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