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Onkel Fisch im Ballenlager Im Saal fieberten fast 300 jüngere Besucher, Durchschnittsalter um die 25 - dem Auftritt zweier Protagonisten entgegen, die wohl jeder vom Radiosender "Einslive" kennt, deren Auftritte mittlerweile Kultcharakter besitzen. Adrian Engels und Markus Riedinger, kurz Onkel Fisch genannt, hatten zum Angriff auf die Lachmuskeln angesetzt. Die Kulturinitiative hatte sie zum zweiten Mal eingeladen, diesmal versetzten die beiden ausgebildeten Schauspieler mit ihrem 7. Programm "Psychos- Denn sie wissen nicht, was das soll" das Ballenlager in Ekstase. Schon ihre erste Auftrittsnummer als siamesische Zwillinge, zeigte sie als wahre Meister ihres Fachs, als Samurai der Comedy. Denn sie agierten nicht nur als Doppeleuropameister im Synchronturmspringen mit Doppel-Achsel, mit ihrem sensiblen Kettensägenhumor präsentierten sie Anekdoten aus ihrem Leben als Alleinunterhalter, Höhen und Tiefen ihrer unsteten Schullaufbahn. Das Publikum hatte an diesem Abend selbstverständlich ein großes Problem. Denn so schnell, wie Adrian Engels und Markus Riedinger ihren Humor mit Vorschlaghammer, diesen gepflegten Klamauk auf Meeresspiegelniveau herabrieseln ließen, so schnell konnte man gar nicht zwischen den Lachanfällen atmen, es blieb einem wörtlich die Luft weg. Und in diesen 120 Minuten Anfall mit Pausenerholung gab es dann sämtliche Höhepunkte, die man erwarten konnte. Aus der "Grillstube Saloniki" war eigens der Besitzer, diesmal mit verhindertem Ehefrau-Monster, in eine mitternächtliche Fernsehtalkshow gekommen, die "Ragga-Muffins" verloren gänzlich spülmittelschnüffelnd jeden Kontakt zur Realität. Wer sie nur audiophil kannte, den überraschten sie mit einer Bühnenshow, die alle Erwartungen übertraf. Mit schräger Mimik und abgedrehtem Humor zeigten sie ein facettenreiches Talent, finaler intellektueller Kamikaze auf Spitzenniveau. Mit ihrem Auftritt als Schafe - nicht im Wolfspelz - gab es ein weiteres Highlight, aber richtig international wurde es dann bei vier Filmsequenzen nach Hollywood-Skripten. Wie multiple Persönlichkeiten wechselten Adrian Engels und Markus Riedinger beim Herausnehmen des Auflaufs aus dem Backofen vom Mond bis zum Irak. "Ein kleines Stück Käseauflauf für dich, ein großes Stück für die Menschheit. Kabarettistische Annäherungen gab es an diesem Abend selbstverständlich nicht, dafür aber einen Ausflug in die Welt des Zauberers von Oz, als Adrian Engels im Duett mit Nicole aus dem Publikum schallplattenverdächtig zur Ballade "Somewhere" ansetzte. Und als der gehörnte Markus Riedinger mal wieder die Welt als bemitleidenswert satanischer Höllenfürst zerstören wollte, gab es kein Halten mehr. Fast hätte man mit diesem geliebten Sataan Mitleid haben können, der trotz großem Auftrittsgebaren bei Rotlicht weder mit der Nebelmaschine noch mit seinen Flüchen zurecht kam. Scheitern im Angesicht eigener Nichtigkeit gepaart mit skurriler Sinnentstellung zog sich von den Anekdoten aus dem Leben des Türstehers Klaas "se Rock" Stöcksen bis zur Vernichtung der Titelmelodie der Maus. Das Kölner Duo gab in Greven einen Abend des Wahnsinns, perfekt inszeniert und trotzdem zu jeder Sekunde für eine Überraschung gut. Mehrere Zugaben musste Onkel Fisch spielen, erst dann verebbte der Jubel aus fast dreihundert Kehlen.
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