A Touch Of Flamenco - ein Fest für die Sinne im Ballenlager

Flamenco ist mehr als ein Tanz zur den Klängen von Gitarren und Castagnietten. Er ist Ausdruck eines ganz speziellen Lebensgefühls, inspiriert von der Musik Andalusiens, umgesetzt in Tanz, Musik und Wort. Und immer ist er auch Ausdruck von Gefühlen, deren Intensität sich auch die über 200 Besucher im Ballenlager am Freitagabend nicht entziehen konnten. Die Kulturinitiative hatte eingeladen zu einer Melange aus Flamencotanz, südamerikanischer Vokal- und Gitarrenkunst, umrahmt von schillernden Perkussionswelten. Was sich dann ereignete, war aber viel mehr, ging über den traditionellen Flamenco der Welt von "Tierra" und anderen weit hinaus. "A Touch of Flamenco" ist ein Projekt des Kölner Schlagzeugers, Perkussionisten und Komponisten Klaus Mages, des chilenischen Sängers und Gitarristen Manuel Torres und der Tänzerin Brigida la Gitana, das einen Brückenschlag zwischen deutscher, iberischer und südamerikanischer Musikkultur vollzieht. Dass dieser Abend zu einem Fest für die Sinne wurde, lag daran, dass die drei Akteure eben nicht traditionelle Wege gingen. Sie schufen eine Performance, die langjährige Erfahrungen aus unterschiedlichsten Musikkulturen verschmolz. Mit großer Leidenschaft und perfektem Gefühl für Stimmung und Rhythmus begeisterte die Tänzerin Brigida La Gitana. Ihre Ausbildung erhielt sie in einem der renommiertesten Häusern Madrids, dem "Amor de Dios", jede kleinste Geste zeigte eine Körpersprache, die Symbolik des Flamenco verband sie mit Formen des Ausdruckstanzes verband, schuf so eine eigene Bewegungssprache. Ihre Eleganz und Geschmeidigkeit ergänzte sie mit Impulsivität und starker Bühnenpräsenz. Beim rhythmischen Wettstreit mit Klaus Mages siegten schließlich ihre unglaublich punktgenauen Absätze, die mit rasender Geschwindigkeit auf dem Bühnenboden ein Feuerwerk entfesselten. Aber es gab auch leisere Töne zu hören. Wenn etwa der chilenische Gitarrist und Sänger Manuel Torres in einem langsamen Bolero Melancholie und Sehnsucht verband mit leichter Sentimentalität, wenn er in einer Ballade die Verzweiflung und Einsamkeit des Lebens unter einer Diktatur nahe brachte. In seinen Eigenkompositionen zeigte er variationsreiches Beherrschen sämtlicher Facetten seines Instrumentes, seine Stimme passte sich mit weicher Färbung den jeweiligen Stimmungen an. Wenn einsam der Kondor über den Hochebenen der Anden seine Kreise zog, konnte man sich dem Reiz seiner chilenischen Heimat nicht entziehen. Klaus Mages, dessen humorvolle Art vom ersten Auftreten mit seinem Waschbrett an einnahm, fügte der andalusischen Musik viele unerwartete Elemente hinzu. Vom einsaitigen afrikanischen Berimbau bis zu einer Unmenge kleiner Perkussionsfiguren. Dabei agierte er sehr sensibel, mit großem Einfallsreichtum erzählte er quasi Geschichten vom Regenwald bis zur spanischen Cantina. Virtuos und mitreißend beim Pasodoble, zurückhaltend bei den Tangovariationen, immer präsent und musikalisch perfekt im Zusammenspiel. Experimentierfreudig zeigte er sich in dem "Tanz über die Zeiten", einer musikalisch-tänzerischen Reise durch die Jahrtausende, an deren Ende natürlich der Flamenco als letzte Wahrheit erstrahlte. Kein Halten gab es natürlich bei Hits wie "Rumba del Loco", oder "Bandoleo", die an diesem Abend nicht fehlen durften. Als am Ende aus dem Publikum eine weitere junge Tänzerin die Bühne betrat, steigerte sich die Begeisterung des Publikums noch, wurde temperamentvoll der tänzerische Dialog zu einem Zeugnis von Lebensfreude, Energie, Stolz und Eleganz. Überregional hatte dieses Konzert von "A Touch of Flamenco" Bedeutung, für das Angebot in Greven war es eine Bereicherung.

 

(zurück zum Archiv)