Werner Lämmerhirt in der Kulturschmiede

Mag das letzte Konzert vor der Sommerpause mit etwas mehr als 70 Zuhörern für die Kulturinitiative kein kommerzieller Erfolg gewesen sein, zeigte er doch den qualitativen Ansatz der weit über Grevens Grenzen renommierten Kulturarbeit. Für das Publikum war dieses mehr intime Konzert am Samstagabend wie eine Reise in die eigene musikalische Vergangenheit, dementsprechend war das Durchschnittsalter auch jenseits der 40-er.

Werner Lämmerhirt war gekommen, jener schon legendäre Liedermacher, dessen Gitarrenspiel ganze Generationen geprägt hat. Mit "nur" drei Gitarren und vielen Liedern seiner neuen CD "Heimspiel" kam er in die Kulturschmiede, vermittelte dem begeistert lauschenden Publikum einen autobiographischen Rückblick auf über 35 Jahre Bühnenpräsenz. Die Jahre des Konzertierens, von den Zeiten als Straßenmusiker bis zum Idol vieler Folkgitarristen, haben ihre Spuren hinterlassen. Und doch erlebte man an diesem Abend einen Werner Lämmerhirt, der nichts verlernt hat, dessen sympathische Ausstrahlung vom ersten rein instrumentalen Boogie bis zu den umjubelten Zugaben nicht losließ.

Knut Kiesewetter, David Arthur, Hannes Wader und andere Größen zählen zu seinen inspirierenden Weggefährten, Werner Lämmerhirt hat aber auch solistisch Folkgeschichte geschrieben. Und davon hörte man am Freitagabend sehr viel. Mit eigenen Texten, die unter die Haut gingen, entführte er in eine Welt, als Musik noch von Hand gemacht wurde, als Liedermacher noch unkommerziell etwas zu sagen hatten. In seinen Balladen wie "Bilder aus einer anderen Zeit", "So ein Augenblick wie dieser" und "Könnte schlimmer kommen" zeigte Werner Lämmerhirt eine fast lyrisch-poetische Umgangsweise mit Sprache, einen Blick hinter die Fassaden zum rein Menschlichen.

Er versetzte ins Berliner Milieu der 70-er Jahre, als man sich in den angestaubten Hinterhöfen in Kreuzberg traf und dort zur Gitarre Lieder von Dylan, Arlo Guthrie, Donovan und Joan Beaz sang. Passend dazu erklang dann mit deutschem Text auch "Mr. Tambourine Man", dessen fesselnde Wiedergabe bezeichnend für diesen Abend war. Und Werner Lämmerhirt zeigte sich als unbestrittener Meister seines Instrumentes. Denn welche Klänge und Melodien er aus nur "3 x 6 Saiten" hervorzauberte, war schon allein ein Erlebnis. Man glaubte in seinen Improvisationen fast drei Gitarristen gleichzeitig zu hören. Schlafwandlerisch huschten seine Finger über die Saiten, fanden den jeweils passenden Riff. Seine Art des Fingerpickings war virtuos, spielerisch ging er mit diversen Stimmungen und Griffkombinationen um. Einflüsse von Rock, Blues und Ragtime hat er in seinen Liedern verarbeitet, seine Ausflüge in die lateinamerikanische Musik haben Spuren hinterlassen wie bei der "Samba an einem ruhigen Sonntag".

Werner Lämmerhirt, der wie Nebenbei beim Nachstimmen kurz eine Bouree von Bach intonierte, hat an diesem Abend gespielt wie in alten Tagen. Faszinierend und mit Leichtigkeit. Manchmal schließen sich für den Zuhörer eben die Kreise - nach Hannes Wader gibt es ein "nie mehr zurück", nach Werner Lämmerhirt eher ein "manche Dinge ändern sich nie". Gute Musik gehört dazu, auch wenn nur "wenige" sie hörten.

 

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