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Iris Lamouyette in der Kulturschmiede Weihnachten spaltet ganze Nationen, die einen erleben es im Kaufrausch, die anderen besinnen sich auf die wahre Botschaft. Zwischen diesen beiden Extremen gibt es unterschiedlichste Schattierungen. Wer glaubte, dies sei alles, wurde am Samstagabend eines besseren belehrt. Und dies noch unheimlich unterhaltsam, nicht mit erhobenem Zeigefinger oder kabarettistischem Seziermesser. Zwei Frauen waren auf Einladung der Kulturinitiative in die anheimelnd geschmückte Kulturschmiede gekommen, um einen Weihnachtsabend der besonderen Art zu kredenzen. Iris Lamouyette und ihre Partnerin am Lichterketten geschmückten Klavier Sousanna Dawtjan schlüpften in diverse Rollen, selbst Himmel und Hölle waren vor ihnen nicht sicher. Mit geballter Weiblichkeit und fesselnder Sinnlichkeit fügten sie quasi neue Aspekte diesem Fest der Liebe hinzu, ihrem Charme konnte "Mann" sich ebenso wenig entziehen wie auch der weibliche Teil des Publikums. Vom ersten Ton an sprang der Funke über, verfolgte man die wechselnden Stimmungen des ungewöhnlichen Programms. Da betörte die Reinkarnation von Marilyn Monroe, verführte Zarah Leander zu unzweifelhaften Träumen, erklangen alte Weisen in ganz anderem Gewand. Und auch der Ursprung des christlichsten aller Lichterfeste liegt nicht dort, wo wir es gelernt haben. Denn wie Sousanna Dawtjan immer wieder glaubhaft machte, liegt die Wiege der Menschheit und aller mit Weihnachten verbundenen Dinge in Armenien, dem Nabel der Welt. Von dort strahlte der religiös- kulturelle Glanz ins Abendland und diese globale Sichtweise war natürlich etwas unglaublich skurril inspirierend. Da gab es Rumkugeln und das Weinachten ebenso wie ein lustiges Nikolauslied. Wenn sie zwei so hochwertige Musikerinnen zusammentun, dann erstrahlen die Blüten klassischer Ausbildung in einem ganz anderen Licht. Und mit ihrer sympathischen Art rissen sie das Publikum immer wieder zu begeistertem Zwischenapplaus hin, sie spielten als wahre Profis vor der intimen Schar genauso energiegeladen wie vor einem größeren Auditorium. Da glänzen sie im Dialog der Engel, entdeckten ihre Triebhaftigkeit in himmlischen Gefilden vollkommen neu. Auf der Erde wechselten sie chamäleonartig die gegensätzlichsten Rollen, da wurde die rothaarige Kölnerin zur schlüpfrigen Diva, die Pianistin zur getreu an Weihnachten glaubenden Puristin. Und selbst die Hölle war vor solchen Frauen nicht sicher. Da hätte der männliche Teufel sicherlich im Angesicht solch geballter Sinnlichkeit und Intriganz die Flucht ergriffen. Koboldin und Weihnachtsfrau beendeten diesen überaus amüsanten Abend, erklang zusammen mit dem Publikum die "Weihnachtsbäckerei" in ganz exquisitem Gewand. Als Einstimmung auf das Fest war dieser Abend sicherlich eine Bereicherung, unterhaltsam war er in jeder Sekunde.
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