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Liederjan in der Kulturschmiede "Ein Stück Musik von Hand gemacht" nannte ein großer Liedermacher, Reinhard Mey, einen Song seiner frühen Tage. Diesem Leitsatz folgend präsentierte sich das Trio "Liederjan" am Freitagabend in der sehr gut besuchten Kulturschmiede in einer Tradition, die man seit über 25 Jahren in Greven kennt. Viele Freunde vergangener Tage waren gekommen, so dass die intime Atmosphäre im Saal schnell zu einem intensiven Dialog führte, wo die Pointen wohlverstanden auf fruchtbaren Boden fielen. Mögen die Haare wie bei Jörg Ermisch längst einem pflegeleichten "Nichts" gewichen sein, die Energie und Spielfreude von "Liederjan" war ungebrochen wie eh und je. Was Jürgen Leo, Jörg Ermisch und Hanne Balzer dann in fast drei Stunden Programm lieferten, war in keine Schublade zu pressen. Als Polit-Folkband fügten sie immer wieder bissige Kommentare zur "Lage der Nation" in ihre Texte, als Liedermacher präsentierten sie Balladen mit Tiefe und Gefühl, als Kabarettisten agierten sie in Sketschen und humoristischen Liedern. Die Zeiten von "Ougenweide" und "Fidel Michel"waren bei ihrer Musik zu spüren, ebenso die Zeiten der Bänkel- und Moritatensänger. Sie zeigten ihre Ursprünge in der irischen Folkmusik genauso wie die Einflüsse von Biermann, Stephan Sulke bis Hannes Wader. Und doch waren sie immer unverwechselbar "Liederjan". Denn in ihrer Musik schwang immer eine besondere Stimmung mit, geprägt von einer Mischung aus Tradition und Rebellion. Mit "Wir 3", "Fische" und "Lacki Lack" nahmen sich die drei Musiker selbst aufs Korn. "Hassu ma ne Mark" bekam in der Intensität des Liedes eine immerwährende Präsenz. "Liederjan" kennt sich auch in der Musikgeschichte norddeutscher Herkunft gut aus. Im "Choral für die Seeleute" erblühte das Nachtleben Hamburgs in all seiner Farbenpracht. "Insel" zeigte die Verbundenheit zum grünen Eiland, als Reminiszenz aus Gründungstagen lieferten die Folkveteranen perfekten irischen Sound. Große Gefühle zeigten sie im "Zug nach Paris", selbstkritisch verarbeiteten sie Erlebnisse aus den langen Jahren der Wanderschaft. "Liederjan" kam im edlen Gehrock und nicht mehr ganz taufrischen Turnschuhen, brauchte nur wenige Requisiten, dafür aber umso mehr Instrumente. Mit Bandoneon, Tuba, Banjo, Gitarre, Saxophon , Tuba, Jukulele oder singender Säge musizierten die drei auf unvergleichliche Art. Dass sie dem im letzten Jahr verstorbenen Ensemblemitglied Anselm Noffke mit einer aufmunternden Ballade gedachten, zeichnete sie sympathisch aus. Vom begeisterten Publikum wurde "Liederjan" erst nach vier Zugaben entlassen, in Greven freut sich nicht nur die Kulturinitiative auf ein Wiedersehen.
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