Paul Millns in der Kulturschmiede

Manchmal versteht man sich auch ohne Worte. Weitgehend. Da werden Geschichte deutlich, die man nicht hört. Worte ergeben Sinn, die man nicht versteht. Der Zuhörer muss kein englisch können und kann trotzdem das Gefühl haben, dass Paul Millns ihm eine Geschichte erzählt, eine Begebenheit, ein Stückchen Anschauung der Welt - und Deutung derselben. Eine ausgesprochene Songwriter-Qualität. Paul Millns bewies diese am Samstag einmal mehr bei der Kulturinitiative.

Der Verein hatte sich den regelmäßigen Gast eingeladen, um mit ihm gemeinsam Geburtstag zu feiern. "Vor 15 Jahren haben wir angefangen", erinnerte der heutige Vorsitzende Wilhelm Meibeck, als er die gut 100 Gäste und ehemaligen Mitstreiter begrüßte. "Die Leute haben uns ein halbes Jahr gegeben. Das hat sich inzwischen erledigt, und ich bin sicher, dass wir in 15 Jahren immer noch hier stehen." Davon geht auch Lioba Albus aus. Die Kabarettistin, die erst kürzlich wieder im Ballenlager auftrat, war Zuhörerin und gratulierte ebenfalls: "In Greven verspüre ich ein Zuhause-Gefühl."

Das dürfte auch Paul Millns so gehen, der immer mal wieder einen Abstecher nach Greven macht. Dann erzählt der Londoner, worum es in seinen Lieder geht, und stimmt sie mit Klavier, Bass und Schlagzeug an. Entspannt, aber packend, nie aufdringlich singt er seine Geschichten. Mal als minimalistische Ballade, dann klingt ein pulsierender Blues, der erkennen lässt, dass sich aus dieser Musik später der Rock'n Roll entwickelte. Dass Paul Millns bei alldem wie ein amüsanter Plauderer wirkt, der von Pudeln erzählt, deren Haufen größer sind als sie selbst, und von Warteschlangen und eifersüchtigen Menschen, liegt daran, dass bei der dezenten Begleitung die Stimme unweigerlich Gewicht behält. Und daran,dass er aus London kommt und ein Englisch spricht, dass mit durchschnittlichen Schulenglischresten dann doch wieder zu verstehen ist.

 

 

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