Muschalle und Bleiming in der Kulturschmiede

Natürlich geht es nicht darum, wer der Bessere ist. Doch wenn zwei Musiker, die eine ähnliche Stilrichtung pflegen, sich gemeinschaftlich, aber auch getrennt dem Publikum stellen, drängt sich schon ein wenig die Frage auf: Wo liegen die Unterschiede, wo die Gemeinsamkeiten?

Fangen wir an bei den Äußerlichkeiten: Beide im schwarzen Anzug, Frank Muschalle ohne, Christian Bleiming mit Krawatte. Der eine mit etwas schütterem Haaransatz, der andere grau meliert. Die Schuhe: bei denen hätte auch der beste New Yorker Shoeshiner nicht mehr Glanz hervorzaubern können.

Aber derlei Attribute waren es natürlich nicht, die die rund 70 Besucher zum letzten Konzert der Kulturinitiative anno 2005 in die Kulturschmiede gelockt hatten. Sie wollten sich vor den besinnlichen Klängen der Weihnachtstage mit Guter-Laune-Musik die Ohren freipusten lassen. Und ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Denn Bleiming und Muschalle boten sowohl solo als auch im Duett das, was das Publikum hören wollte: Boogie-Woogie vom Feinsten. Dabei ist der Boogie-Woogie eine Stilrichtung, die unter den Händen weniger versierter Musiker durchaus auch mal in einen Langeweile erzeugenden musikalischen Einheitsbrei abdriften kann. Doch nicht so bei Bleiming & Muschalle. Ihr fingerfertiges Pianospiel zaubert selbst bei den rasantesten Stücken noch feine rhythmische oder melodische Nuancen hervor.

Womit wir auch schon bei den musikalischen Gemeinsamkeiten und Unterschieden wären. Die sind zwar nicht groß, aber durchaus hörbar. Bleiming ist der direktere, rhythmusbetontere Pianist, während Muschalle den etwas melodiöseren Stil pflegt. Was nicht heißt, dass der Drive fehlt. Dafür sorgt schon die gute Bein- oder besser Fußarbeit wenn nötig, ersetzt eben kräftiges Stampfen den fehlenden Trommler.

Wer war denn nun der Bessere? Salomonisches Urteil: im Duett, nicht im Duell, sind Bleiming & Muschalle ein unschlagbares Boogie-Woogie-Dreamteam. Auch den Zuhörern wars letztlich egal. Hauptsache die Ohren waren frei für Stille Nacht, heilige Nacht.

 

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