Carlos Núnez im Ballenlager

Mit dem aus Galizien stammenden Carlos Núnez und seiner Band hat die Kulturinitiative am Samstagabend wiederum einen Weltstar ins Ballenlager geholt. So war der Raum schon lange vor Konzertbeginn bis auf den letzten Platz gefüllt, man wollte sich dieses Musikevent nicht entgehen lassen. Wo Carlos Núnez im Rahmen seiner ersten Deutschlandtournee auftritt, sind volle Häuser garantiert. Und der temperamentvolle Musiker mit charismatischer Ausstrahlung schuf vom ersten Ton an einen intensiven Kontakt zum Publikum, begeisterte mit seiner spanisch-keltischen Musik. Temperament und Leidenschaft ließ er einfließen, sprühte vor Energie und Vitalität. Carlos Núnez lebt einfach mit und durch seine Musik, ist auf diversen Flöten ebenso zu Hause wie auf der Gaita, der galizischen Variante des Dudelsacks. Obwohl er in seiner Heimat der bekannteste keltische Musiker ist, ist es gerade seine Natürlichkeit und Musizierfreude, die ihn als Star ohne Allüren zeigt. Und von dieser Authentizität und Ehrlichkeit ließen sich die vielen Konzertbesucher verzaubern, man lauschte gebannt den stilleren Balladen, tanzte bei den rasanten Stücken wie auf einem Volksfest mit.

Grenzen überschreitet Carlos Núnez nicht nur bei der keltischen Musik, wo irische, schottische und bretonische Elemente wie selbstverständlich integriert werden. Als Weltmusiker mit Profil interpretiert er auf seine individuelle Art auch klassische Musik wie den Bolero von Ravel, ein Präludium aus J.S.Bachs Cellosuite oder Miles Davis folgend das Thema aus dem Konzert für Aranjuez von Joaquin Rodrigo.

An diesem Abend konnte man die gesamte Skala menschlicher Gefühle erleben, lauschte einer Musik mit unheimlicher Ausstrahlungskraft. Sensibel spielten die Bandmusiker als gleichwertige Partner in diesem Reigen wunderbare Melodien. Und wenn Carlos Núnez zum Tanz aufspielte, folgten ihm einfach alle. Da wurde schnell der Raum vor der Bühne zu klein, sprang der Funke über den gesamten Raum des Ballenlagers. Künstlerischer Glücksfall oder einzigartiges Musikerlebnis, für Greven war dieses Konzert sicherlich ein herausragendes Ereignis, eine internationale Bereicherung des Kulturlebens. Schon am frühen Nachmittag waren Fans angereist, die als Begleitgruppe dann sogar abends auf ihren Dudelsäcken mitspielen durften. Carlos Núnez spielte Filmmusiken von Ennio Morricone, Hans Zimmer ebenso wie traditionelle keltische Tänze.

Unter seinen Händen wurde die Flöte zum virtuosen Instrument, erklang die Gaita mit warmem Klang. "The Sailor's Hornpipe" riss alle von den Stühlen, erst nach mehreren Zugaben entließ das Publikum diese temperamentvollen Musiker.

 

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