Beate Rademacher in der Kulturschmiede

Am Samstagabend erlebten cirka 50 Kabarettbegeisterte in der Kulturschmiede einen Memoiren-Abend mit Beate Rademacher. Viele fühlen sich berufen, über ihr Leben zu berichten. Selbst Daniel K. schafft es, mit gerade ´mal 20 Jahren ein Buch über sein "ereignisreiches" Leben unters Volk zu bringen. Da braucht man diesen musikalisch wortreichen Erguss des "Teufels in Strapsen", um das Weltbild wieder gerade zu rücken. Fulminant wie ein Orkan rauscht sie durch die Stationen der Reise zur dunklen Seite ihrer Persönlichkeit, zu den Ursprüngen allen Übels in Rheda. Man wird Zeuge der Taufe in der Dorfkirche, wo nach der Zeremonie sich die Pforten der Hölle öffnen und das vermeintlich Böse ihrer Seele offenbart. "Schön ist es auf der Welt zu sein" erklingt kindlich naiv mit stimmgewaltigem Esprit, erfüllt die Kulturschmiede bis in den letzten Winkel. Und Beate Rademacher wechselt Persönlichkeiten wie andere ihre Schuhe. Die eigene Mutter zeigt nach H.Wieners "Wie man eine Torte macht", sie weiß mit unerschütterlichem Charme, "es wird einmal ein Wunder geschehen" auch in dieser dörflichen Idylle. Und mit den Waffen einer Frau erlegt sie ihre Opfer, erledigt sich mit dem Telefon bewaffnet ihrer Beziehungsvergangenheit. Und mit ihrer musikalischen Show beeindruckt sie einfach jeden, da ist sie ohne Zweifel am besten. Wo Worte versagen, da erklingt die Musik, da werden Träume war. Sie holt dem begeisterten Publikum das Blau vom Himmel, ihre erotische Ausstrahlung gipfelt in "Meine Lippen, sie küssen so heiß". Beate Rademacher ist eben mehr als nur wortgewandte Seziererin ihrer eigenen Biographie. Ihrer Bühnenpräsenz kann man sich nicht entziehen und in der ersten Reihe des Auditoriums lebt es sich einfach gefährlicher, da holt sie sich ihre Protagonisten, versprüht ihren Charme. Von Kreisler bis Ralph Siegel lässt sie nichts aus, was nur irgendwie in ihr Leben passen könnte. Sie vollbringt das "Kunststück", zwischen dem "Neandertaler" und der Ballade von "Sacco und Vanzetti" noch R. Fall folgend nach den Haaren des August zu forschen. In diesen Partien ihres diabolischen Programms ist sie auch am besten. Sie überlebt bei ihrer Fassung des "I will survive" durchaus in der durch James Brown dominierten Männerwelt. Und sie spielt mit und für ihr Publikum, kann den Ort ihrer eigenen Wiege nicht verleugnen und auch nicht ihre heimliche Liebe zum "Möpkenbroat". Das Rezept kennt nach diesem Abend jeder, unvergessen in kurvenreichem Outfit wurde es präsentiert. Verführerische Koketterie, laszive Auswüchse und Frivolität im gelebten Leben, Beate Rademacher vollzieht den Spagat zwischen extremer Weiblichkeit und niveauvoller Unterhaltung. Schließlich hat sie aus ihrem Philosophie- und Germanistikstudium genug Hintergrundwissen sammeln können, auch wenn ihre Zeit in Köln von weniger intellektuellen Dingen beeinflusst wurde. Solch ein rasanter Ritt durch die eigene Biographie kann nur begeistern, da hat die Kulturinitiative man wieder ein Sahnestück für das Publikum eingefangen. Und als Abschluss ihrer 11-tägigen Norddeutschland- Tournee gibt Beate Rademacher Ketten bewehrt in Strips und Straps ihr Leben zum Besten, man leidet und lacht mit dieser Ausnahmekünstlerin, die in ihrem Metier sicherlich eine besondere Stellung einnimmt.

 

 

 

 

 

 

 

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