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Rudi Rhode in der Kulturschmiede Einen Dozenten wie Rudi Rhode hätte man in seinem eigenen Studium sicherlich gerne gehabt. Über 60 Besucher verfolgten fasziniert am Samstagabend in der Kulturschmiede seinen Exkurs durch mehrere Jahrhunderte nonverbaler Kommunikation, bei dem der unterhaltsame Aspekt genauso hoch anzusiedeln war wie der rein informelle. Die Kulturinitiative zeigte mit dieser Veranstaltung eine weitere Facette ihres Spektrums, wobei der intellektuelle Ansatz sich nicht auf reine Wissensvermittlung beschränkte. Rudi Rhode verknüpfte Erfahrungen aus mehreren Bereichen, nutzte sein Wissen als Sozialwissenschaftler ebenso wie seine langjährige Bühnenerfahrung als Schauspieler und Pantomime. Er entwickelte daraus ein praxisorientiertes Konzept zur intensiven Selbst- und Fremdbeobachtung. Sein anderthalb Stunden dauernder Vortrag war mit viel Feingefühl für die Reaktionen des Publikums aufgebaut, auf Au-Berungen aus dem Auditorium reagierte Rudi Rhode direkt und passte sein Konzept flexibel an den Erfahrungsstand seiner "Seminaristen" an. Mit unglaublicher Körperbeherrschung schlüpfte er spontan in die unter-schiedlichsten Charaktere, zeigte dabei Virtuosität und Ausdrucksvielfalt. , "Zwei Zentimeter" Veränderung der Kopfhaltung können ganze Welten der Einschätzung verändern, Rangordnungen im gesellschaftlichen Umgang verschieben. Nach diesem Vortrag wird man sicherlich kritischer mit der eigenen Körperhaltung umgehen, die Selbstbeobachtung intensivieren. "Sagen Sie am Montagmorgen bei der Arbeit nicht, dass sie beim Rhode waren, reden Sie stattdessen über das Fernsehprogramm von Gottschalk" - diese Warnung wird man beherzigen müssen. Denn ansonsten droht die Isolation durch verunsicherte Mitmenschen, die sich als Objekt der Analyse fühlen. Rudi Rhode schaffte den Spagat zwischen Unterhaltung und Dozententum. Dass ein quasi wissenschaftlicher Vortrag so unterhaltsam sein kann, liegt an der sympathischen Ausstrahlung eines Menschen, der die Klaviatur der Körpersprache beherrscht wie nur wenige andere. Der Bezug zum Alltagsverhalten, geschlechterspezifisch unter-schiedliche Ausdrucksmittel, all dies floss ein in seinen Exkurs von Darwin bis eben Rudi Rhode, der neben seiner Dozententätigkeit noch Zeit findet, als Autor von Standardwerken tätig zu sein. Dieser Abend war auf jeden Fall für das Publikum eine Bereicherung, was jeder Einzelne daraus macht, bleibt abzuwarten.
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