Funke und Rüther in der Kulturschmiede

Kennen Sie die Welt, wie sie wirklich ist? Wissen Sie, dass das Verlangen nach einem Glas Wasser nicht mehr ist, als der primitive "Sozialneid gesteuerte Wassertransferanspruch"? Dann gehören Sie bestimmt zu den mehr als 100 "Auslaufmodellen" der Spezies der "Grev(f)en" und "Grev(f)innen" oder der "Recken vom Feld", die am Samstagabend in die Kulturschmiede gekommen waren, um mit "Herrn Rüther" und "Herrn Funke" den germanusaurisch-geronto-gynäkologischen Abgesang anzustimmen.

Als klangvolle Instrumente hatten die münsterschen Kabarettisten (eine Hälfte der legendären "Kleinen Mäxe") ihren scharfzüngig-spritzigen Wortwitz, eine köstlich karikierende Komik und ihr besonderes Markenzeichen, den wunderbar westfälischen Weitblick auf alle Themen, die das Leben bewegen, im Gepäck. In bester polit-kabarettistischer Eulenspiegelmanier hielten der dozierende Lange (Jochen Rüther) und der stets fragende Kleine (Harald Funke) dem Publikum ihren bärbeißig-humoristischen Spiegel vor und deckten im analytisch-pointierten Blitzlichtgewitter alle Schattenseiten menschlichen Zusammenlebens schonunglos auf. Warum es mit den Deutschen zahlenmäßig (und auch sonst) bergab geht? Funke und Rüther lieferten mit ihrem Programm "Germanusaurus" die bestechend einfache Antwort: Die eindeutige "Über"-Bildung des weiblichen Geschlechts führt zur dramatischen Unterproduktion in deutschen Schlafzimmern, die auch die "Doppelnamen-Mythose" nicht aufheben kann. Und überhaupt: Wenn mit Phrasen wie "Wir können Deutschland besser" schon erste "grammatische Notopfer" gebracht werden müssen, ist der Weg von Greven nach China doch nicht mehr weit, so lange das "Reformstauende" hinter einer Kurve liegt und die allsonntägliche "Christiansenilisierung" der gesammelten Nation nur zu Stoßgebeten führt: "Herr, ich habe gesündigt. Ich hatte Arbeit und wollte Lohn."

Da war es doch am Samstagabend an der Zeit, in der münsterländischen "Imponierschmiede" über ein kollektives, "sozialverträgliches Ableben" à la Funke und Rüther nachzudenken. Wie wär`s mir "Rauchen und Saufen"? In rasantem Tempo prasselte zwei kurzweilige Stunden lang Pointe um Pointe auf das begeisterte Publikum, das mit Denken, Lachen und Klatschen kaum folgen konnte. Ein köstlich-kabarettistischer Hochgenuss, den die Akteure selbst in der Zugabe krönten mit der westfälischen Paradedisziplin, der "germanusaurischen Dressur". Und wie ist die aussterbende germanische Spezies vielleicht doch noch zu retten? Rauchen, saufen und …. na, sie wissen schon. "Diese drei Dinge werdet Ihr in Greven ja wohl behalten können", verpflichteten Funke und Rüther die Kulturschmiedenbesucher. Na klar. Versprochen.

(zurück zum Archiv)