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Hans Scheibner im Ballenlager Es kann nur einen geben. Nur einen Mann, der eine Frau hat, die die Frage nach dem höchsten deutschen Gericht mit "Bratkartoffeln" beantwortet und glaubt, dass die neunte Symphonie von Dieter Bohlen ist. Da hat es Hans Scheibner schon schwer getroffen. Kein Wunder, dass er so zynisch, melancholisch, böse ist. Wenigstens bleibt ihm noch sein (imaginärer) Freund und Begleiter Willy, sein Hund. Brav bleibt der an Scheibners Seite und gibt keinen Laut von sich. Das konnten auch die - zugegeben - zu wenigen Besucher im Ballenlager erleben, die sich auf einen kabarettistischen Abend der Extraklasse mit Scheibners neuen Programm "Da wird der Hund in der Pfanne verrückt" freuten. Denn Hans Scheibner ist vor allem durch seine Satire-Spaziergänge mit Hund Willy im DAS-Magazin im NDR bekannt. Wöchentlich spaziert er dort über den Bildschirm und nimmt alles aufs Korn, was ihm vor die Füße fällt. Fußball-Weltmeisterschaft, spurlos verschwindende Rentengelder, das Gesundheitssystem, Arbeitsmarktlage, Angela Merkel in sämtlichen Ausführungen und die deutsche Bürokratie. Mit ungeheurer Schnelligkeit schleudert er dem Publikum seinen Gedanken entgegen, gestikuliert dabei wild in der Gegend herum, verzieht sein Gesicht und - am schönsten - verändert seine Stimmlage so gekonnt wirkungsvoll, dass jeder, der auch nur zwei Minuten im Raum sitzt, schon seinem Bann verfallen ist. "Sex als Selbstzweck, davon kriegt man Krebs", weiß Scheibner von Papst Benedikt, denn der ist schließlich "Sex-Sachverständiger - ja, ja, ja!" Als "epochale Idee" will er gebrauchte Gebisse "auch auf Leasingbasis" verkaufen, denn schließlich könnte man die ziemlich lange wiederverwenden. Man muss ja schließlich nachhaltig arbeiten. Dafür hätte er doch glatt das Bundesverdienstkreuz verdient, selbstverständlich auch ein gebrauchtes. . . Beleidigte Netzwerke, die nicht antworten ("kenn ich von meiner Frau"), ein Treffen zwischen Merkel, Klinsmann und Beckenbauer, das Hoffnungen schürt, die nicht erfüllt werden können ("macht nichts, macht Merkel jeden Tag"), Mamorstück statt Memory-Stick und BSE- statt DFÜ-Verbindung stellten nur noch die Spitze eines bitterbösen, zynischen Eisberges dar, der dem Grevener Publikum einen unvergesslichen Abend bescherten. Zum Verrücktwerden, das Ganze.
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