Jean-Claude Séférian: "Hommage an Charles Aznavour"

Am Samstagabend konnte man sich bei einem Glas Wein in der Kulturschmiede ganz in die Welt der Cafés im Pariser Quartier Latin versetzt fühlen. Denn in einer "Hommage an Charles Aznavour" entführte Jean-Claude Séférian in eine musikalische Welt, die ihn seit seiner Kindheit begleitet hat. Aus dem großen Oeuvre des vor 8o Jahren in Paris geborenen Armeniers wählte er mit besonderer Sorgfalt und Einfühlungsvermögen die Lieder, die eine besondere Stellung im abwechslungsreichen Leben des großen Chansonnier hatten.

Charles Aznavour schrieb seine ersten Lieder für Maurice Chevalier, Juliette Greco und Gilbert Bécaud, die unvergessene Edith Piaf engagierte ihn als Pianist, Sekretär und Chauffeur, förderte seine sängerischen Ambitionen. In dieser Zeit setzte Jean-Claude Séférian an, so dass das Publikum quasi zum Wegbegleiter vom ersten Hit "Sur Ma Vie" bis zu den großen Welterfolgen wurde.

Jean-Claude Séférian hatte an diesem Abend neben der Pianistin Christiane Rieger-Séférian den Jazzsaxophonisten Jan Klare zur Seite, die mit exzellenter Spielweise dem Konzert eine besondere Färbung gaben. Wie selbstverständlich erlebte man das Miteinander der drei Musiker, kleinste Nuancen und Farbschattierungen wurden fast symbiotisch aufgenommen und weiterentwickelt. Mit sensibler Anschlagskultur spielte Christiane Rieger-Séférian, gab den großen Gefühlsgehalten der Chansons Lebendigkeit und Esprit. Jan Klare, der vom Saxophon oft genug zur Querflöte und Klarinette wechselte, steuerte nicht nur viele der gespielten Arrangements bei, sein Musizieren integrierte die Ideen der anderen Musiker, gab jedem einzelnen Lied die passende stimmungsvolle Färbung.

Und Jean-Claude Séférian spielte und sang dann auf eine Art, der sich keiner in der ausverkauften Kulturschmiede entziehen konnte. "La mamma" erklang mit einer Intensität, die unter die Haut ging. Und das Programm zeigte eine unglaubliche künstlerisch-gefühlsmäßige Bandbreite. Von der Lebendigkeit des "Les comédiens", der Innigkeit des "Ma douce maman des amours" bis zur Dramatik des "Les enfants de la guerre", man konnte von diesen Chansons einfach nicht genug in sich aufnehmen.

Im zweiten Teil erklangen dann all jene großen und kleinen Welthits, die man mit dem Namen Charles Aznavour verbindet. Mit "La bohème", "For me, formidable" und "She" sang sich Jean-Claude Séférian in die Herzen, versprühte auf sympathische Art seinen Charme bei "Mes emmerdes". Mit großem schauspielerischem Können interpretierte er zusammen mit seiner Frau "Du lässt Dich geh'n", das wohl bekannteste deutschsprachige Chanson, Ausdruck von vermeintlicher Resignation und alles überwindender Liebe. Immer wieder setzten alle drei Musiker neue Akzente, ob sie nun in die jüdische Welt des "La yiddishe mamma" mit ihren Klezmereinflüssen oder jazzinspiriert "Pur faire une jam" erklingen ließen.

Französisches Lebensgefühl mit viel Sensibilität und Charme erfüllte die Kulturschmiede, ließ Raum und Zeit vergessen. Als dann bei den Zugaben u.a. "Nathalie" von Gilbert Bécaud erklang, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr, sangen über 120 gefesselt mit.

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