Manne Spitzer in der Kulturschmiede

Manchmal entwickelt sich ein Abend ganz anders als geplant. Man geht wie am Samstagabend zum literarischen Kabarett in die Kulturschmiede, voller Erwartung auf den von zahlreichen Auftritten bei der alternativen Karnevalssitzung Kappe App bekannten Manne Spitzer. Nach gut zwei Stunden tritt man den Weg nach Hause an, schaut in die Fernsehzeitung und träumt dann von den verpassten Film- Highlights auf zahlreichen Fernsehkanälen.

Jeder Künstler hat gelegentlich einen "nicht so gut gelaufenen Abend", fragt sich hinterher, warum alles so gelaufen war. Manne Spitzer wollte ja eigentlich nur spielen..., aber für wen? Denn sein Publikum erreichte er in der Kulturschmiede leider nicht, obwohl sein Programm seit der Premiere 2002 im Kreativhaus doch ausgereift genug sein sollte. Vielleicht war es aber auch genau die Routine, die ihm zum Verhängnis wurde. Denn eigentlich waren viele der Programmpunkte durchaus pointenreich, war sein Umgang mit Sprache virtuos und einfühlsam. Auch schauspielerisch schlüpfte er überzeugend in diverse Rollen von Gott, dem Sensemann bis zum philosophisch inspirierten Bankräuber.

Er zeigte sich verliebt in seinen Schutzengel, den er durch gefahrvoll inszenierte Katastrophen fast in den Wahnsinn trieb, nur um ihm wieder zu begegnen. Auch seine Einbeziehung des Publikums bei der "Jagd nach einem blinden Passagier" hatte schon etwas. In den visionär angelegten Dialogen mit seinem Bankräuber-Kollegen Matthias K.-B. ging es von Nietzsche, Kant bis um Betrügen beim russischen Roulette. Dass Gott oder der Weltgeist unter Debilität litt, seine Schöpfung mit Unterstützung des Erzengels erst im Fernglas wiedererkannte, war schon ein interessanter Ansatz. Wikinger-Riesen-Mikado, "Mensch-Ärgere-Dich-Nicht" für den ausgereiften Single mag ja eine amüsante Freizeitbeschäftigung sein.

Aber irgendwie ist Manne Spitzer, dessen Dialogfähigkeit in den Sequenzen am stärksten war, ohne ein reales Gegenüber um vieles schwächer. Man sehnt sich nach Markus van Hagen oder andere Weggefährten aus Manne Spitzers provokanteren Zeiten, als Worte wie skurrile Spielbälle hin und her flogen, Kabarett bissig und bisweilen bösartig wie am Seziertisch den Blick fürs "wirklich Wahre" eröffnete. Spitzers solo- Kabarett birgt in dieser Form die Gefahr, nur für Insider zu wirken.

Wie literarisches Kabarett-Theater in ausgefeilter Inszenierung daherkommen kann, zeigt ja die Münchner Lach- und Schießgesellschaft mit ihrem "Jenseits von Oz"., das in Münster schon große Erfolge einheimste. Viel Engagement von allen Akteuren ist am Samstagabend leider verpufft, das Publikum wollte auch bezeichnenderweise keine Zugabe. Man darf da nur den Mut nicht verlieren, es kann nur aufwärts gehen.

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