Swinging Greven 2005

Es ist 0.30 Uhr. Im Kesselhaus, sonst nicht gerade die erste Adresse für das gesetztere Kneipenpublikum jenseits der 20, umringen sie einträchtig den Stehtisch. Zum einen graumelierte Herren in zeitlos unmodischen Windjacken, und zum anderen ihre wohl nur vermeintlichen Söhne mit Ziegenbärtchen und Hosen in den Kniekehlen. Vereint durch das Glas Bier und den Blues. Den hat Marc Fuhrhop vom Fuhrhop Feldmann Trio gerade ganz besonders. They call me stormy monday, but tuesdays just as bad, klagt er. Doch stürmisch ist es nicht, und zum Glück auch erst Sonntag.

Es sind, neben der Musik, vor allem solche Eindrücke, die den Reiz von Swinging Greven ausmachen. Der Blues in seinen unterschiedlichsten Spielarten vom Boogie Woogie über Dixieland, Cajun oder Bluesrock hat eben etwas Verbindendes. Wohl auch, weil der Spaß, den alle Musiker bei ihrer handgemachten Musik haben, sich generationenunabhängig auf das Publikum überträgt.

Obwohl: Kommt nach vorne durch, hier ist noch jede Menge Platz. Ein weiterer Eindruck, nicht nur bei Swinging Greven zu beobachten, und von Horst Bergmeyer vom gleichnamigen Duo in die passenden Worte gefasst. Der Grevener verhält sich bei Konzerten gerne so, wie er es bei Post und Banken offenbar verinnerlicht hat. Die Diskretionszone, ursprünglich erfunden, um beim Kauf einer Briefmarke keine unerwünschten Mitwisser zu haben, wird auch bei Konzerten penibel eingehalten. Hinten knubbelt es sich, vorne ist Platz satt.

Doch nicht alle Kneipenbummler sind so zurückhaltend. Wie der schon etwas bierselige Herr, der seine unverhoffte, dafür aber umso herzlichere Umarmung mit der 500-Euro-Frage verbindet: Weißt du eigentlich, wo Amelsbüren liegt? Für die richtige Antwort gibts vom Quizmaster zwar noch nicht einmal ein Freibier, dafür aber die Information, dass die After Show-Party auf jeden Fall noch mitgenommen wird. Das sieht die bessere Hälfte allerdings ganz anders und winkt lässig mit dem Autoschlüssel.

Bei Veranstaltern und Kneipiers herrscht Zufriedenheit. Der Gesamteindruck ist gut, lautet das zwischenzeitliche Fazit von Peter Hamelmann vom Verkehrsverein, erstmals als Mitveranstalter im Boot. Das Saisonziel von 1500 Besuchern wird wohl erreicht. Und Angela Meier, als Geschäftsführerin von Essen und Trinken am Niederort erstmalig dabei, ist positiv überrascht. Dafür, dass wir kein klassisches Kneipenpublikum haben, bin ich sehr gut zufrieden. Bedanken dürfen sich alle beim Wettergott, der es gut an diesem Abend meint. Erst zu später Stunde wird es frostiger auf den Wanderungen von Kneipe zu Kneipe. Da gilt es gut gemeinte Ratschläge zu befolgen. Wie den vom Blue Moon Quartett: You can leave your hat on.

 

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