K.W. Timm in der Kulturschmiede

Der Abend in der Kulturschmiede war der lebende Beweis dafür, dass politisches Kabarett wirklich gut sein kann, wenn auch der Kabarettist wirklich gut ist. Und K.W. Timm ist der lebende Beweis dafür, dass es noch wirklich gute Kabarettisten gibt.

Da wirkliche Profis immer erst um 20.15 Uhr, pünktlich mit dem Samstagabend-Krimi beginnen, war die viertelstündige Verspätung nicht sehr verwunderlich. Mit einer Plastiktragetasche, einem dünnen Hemdchen und einem abgewetzten alten Mantel betritt Timm die Bühne. "N' Abend". Er freut sich, dass die Kulturschmiede "rammeldicke voll" ist und steigt gleich richtig ein.

Da bleibt kein Auge trocken, auch weil die Lachtränen rollen, bei der "Berliner Schnauze", die aber auch wirklich vor gar nichts Halt macht. Da ruft er zum "kollektiven Protestrauchen" auf, damit es den Krankenkassen bald besser geht. Statt des Friedensnobelpreis verteilt er Karnevalsorden an unseren Bundeskanzler und aus "Karrierefrau" Merkel macht er die "konservative Domina der CDU". Das ist hart, das ist böse, meist mit einer gepfefferten Ladung Ironie und einem Hauch von Zynismus versehen.

"Ja, ähm, nech wahr?" stottert "Timmi" in wunderschönem unverständlichen "Berlinisch" und macht einem Didi Hallervorden harte Konkurrenz. Er hat eben eine echte "Kodderschnauze" und versteht sich darauf, den Finger genau auf die Wunden zu legen, bei denen es am meisten weh tut. Politische Fehlentscheidungen werden konsequent mit bitterböser Ironie oder samtweicher Spitzfindigkeit auseinander genommen. Das ist ein Abend, der richtig Spaß macht. Das ist Timm.

 

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