Fotografie-Ausstellung in der Linse (WN)

Mit einer anspruchsvollen Erklärung seiner Arbeit half Walter Weymann-Weyhe den Grevenern, sein Werk auch intellektuell zu begreifen. Samstag nachmittag eröffnete die „Kulturinitiative Greven e. V.“ die Ausstellung „Formen-Farbformen“ im Kultur- und Filmforum „Linse“.

Wer sich Weymann-Weyhes Fotografien anschaut, wird Schwierigkeiten haben. Nur selten ist es möglich zu ergründen, welches Motiv sich hinter dem Bild verbirgt. Weymann-Weyhe: „Da sind Bilder dabei, wo ich selber nicht mehr weiß, was es ist.“ Dr. Walter Weymann-Weyhe studierte Philosophie, Geschichte, Germanistik und Anglistik an verschiedenen Universitäten. Er promovierte 1940 an der Philosophischen Fakultät der Universität Münster und legte 1944 das Staatsexamen in Leipzig ab.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Hauptschriftleiter der „Frankfurter Hefte“, dann erster Redakteur beim damaligen NWDR. Als freier Schriftsteller veröffentlichte er diverse philosophische Bücher sowie zahlreiche Aufsätze in Fachzeitschriften und Rundfunksendungen. Weymann- Weyer ist Ehrenmitglied des Oldenburger Kunstvereins und Mitglied der .Franz-Radziwill-Gesellschaft.

Vielleicht ist es gerade das Doppelwirken als Philosoph und Künstler, das Weymann-Weyhes Kunst ausmacht. „Natürlich gibt es Querverbindung“, erklärt er, „einmal erfahre ich die Frage nach Realität kognitiv, einmal ästhetisch“. Realität besteht Weymann- Weyhe zufolge nur in Beziehungen.

Diese Regeln bilden den Hintergrund der Arbeit des Künstlers: Das Sehen sei nie gegenständlich. Die Optik bestehe in der Linse des Auges, alles andere sei Bewußtsein. Deshalb sei jede Wahrnehmung eine Auslese, eine Interpretation der „Realität“. Folgerung: Es gebe keinen eindeutigen Gegenstand. Es seien lediglich die Formen, die eine ästhetische Bedeutungermöglichen.

Weymann-Weyes Kunst besteht darin, Formen vom Gegenstand abzuleiten, mit ihnen selber kompositorisch zu arbeiten. Farbe „kommt nicht hinzu“, die Gegenstände an sich sind farbig. Fläche sei die Grundform des kompositorischen Handelns. Raum sei nicht fotografierbar, Fläche könne man festhalten. Den Begriff „abstrakt“ führte Weymann-Weyhe ad absurdum.

Schon Kinder malten abstrakt und nicht naturalistisch. Das Sehen sei abstrakt, weil es etwas weglasse. Mit seinen Fotos solle man die Dinge einmal ganz anders sehen.

• Die Ausstellung läuft noch bis zum 16. Oktober. Montags bis donnerstags kann man sich die Bilder von 10 bis 16 Uhr, freitags bis sonntags von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr betrachten