Simone Fleck im Kolpinghaus (WN)

Die Mutter ist entsetzt, die Verwandten sind enttäuscht: Nach einem abschätzendscheelen Blick zur Seite überlegt es sich die junge Braut anders. Mit einem energischen „Nein“ zerstört sie den Traum vom braven Glück. Die „nervenkranke Tochter“ geht lieber ihren eigenen Weg. Wie schwer das ist, zeigte die Dortmunder Kabarettistin Simone Fleck beim Frauenkabarattabend der Kulturinitiative am Freitagabend im Kolpinghaus.

„Kann „denn Wahnsinn Sünde sein?“ hieß das Programm der Ein- Frau-Show, die als Ersatz für die angekündigten, aber erkrankten Kabarettistinnen „Extra Dry“ eingesprungen war. Szenen aus dem Leben einer Frau war Thema des Abends.

Am Anfang war Erziehung: Jungmädchenlieder wie „Wenn Teenager träumen“ und „Mach dich schön für mich“ sollen das etwas zu lebhafte Mädchen auf den richtigen Weg bringen. Anstatt nun aber auf den Traumprinzen zu warten (wie sich das für ein ordentliches Mädchen gehört), greift Fleck die Botschaft etwas zu aktiv auf: Sie schnappt sich einen Mann aus dem Publikum und verpflichtet ihn zu einer spontanen Tanzeinlage. Die Mutter, die Männer und die Familie: Sie alle finden sich in Flecks Frauenkabarett wieder. Wer jetzt aber die üblichen harten Seitenhiebe kämpferischer Frauen erwartete; blieb enttäuscht. Fleck wählte einen anderen subtileren Weg. Brav spielte sie dem Publikum genau die Rolle vor, die andere von^ ihr erwarten. Die liebe, unterdrückte Hausfrau, die laut Mutter „immer1 noch viel zu lebhaft“ ist und mit den Bilderbuchehefrauen aus dem Fernsehen nicht mithalten kann. Was auf Anhieb Lacherfolge hervorruft, weckt gleichzeitig Beklemmung bei den Leuten, die diese Rollenspielchen kennen. Und dazu gehören eigentlich alle.

Es kommt, wie es kommen muß: Die widerspenstige Ehefrau wird in psychiatrische Behandlung eingewiesen. Der Widerstand war also nicht etwa Ausdruck von Emanzipation, sondern „Nervosität“. Und die ist heilbar.

Damit wären wir dann am Ende des 90minütigen Programms angelangt. An dieser Stelle macht Fleck einen Fehler: Sie lädt das Publikum zu einer „Entspannungsübung“ ein, Das macht den 130 Gästen zwar viel Spaß, paßt aber als reine Klamauknummer nicht so recht zu den sonstigen Aussagen des Kabaretts.