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Jürgen Grundmann im Kulturmagazin Mal sanftmelancholisch, dann wieder sprühend vor persiflierendem Spielwitz und erbarmungsloser Gesellschafts- und Politsatire: Als vielseitigen Allroundr Entertainer an der Gitarre lernte das Publikum im Kulturzentrum der Kulturinitiative Liedermacher Jürgen Grundmann am Freitagabend kennen. In Bistro-Atmosphäre gab der Bielefelder Pauker für. Englisch und Deutsch Balladen, Liebeslieder, stimmungsvolle Schlagerparodien und zahlreiche Persiflagen auf das Alltagsleben zum besten. Grundmanns Einstieg in sein gut zweistündiges Konzert vor den nur knapp 30 Zuhörern war gewagt. Die Arschkriecher- Ballade war eine Gratwanderung nahe an der Geschmacklosigkeit. Unverblümt rechnete Grundmann mit der bekannten und oft genug praktizierten Verhaltensweise des kleinen Mannes gegenüber Vorgesetzten ab. Erbarmungslos ist Bulli Jürgen Grundmann, wenn er in die Rolle des Politsatirikers schlüpft. Spätestens beim bissig vorgetragenen Laberlied, in dem Grundmann kein gutes Haar am Auftreten der Politiker ließ, taute das kleine Kl-Publikum endgültig auf. Sie reden um den heißen Brei herum und verkaufen das Volk, das sie regieren, für dumm, wirft Grundmann der Politikersippe mit seiner musikalischen Parodie einer aus leeren Worthülsen bestehenden Rede vor. Durch Mark und Bein ging dabei die auf einer Blech-Tröte schief und schräg geschmetterte Nationalhymne. Eben noch Satiriker, wird Grundmann nun zum mahnenden Kriegsgegner. Von Gräberfeldern und toten Soldaten, die ihre Kraft, Jugend und ihr Leben für nichts als Lügen gaben, erzählt sein trauriges Lied. Aber damit liegt er nicht im Trend der Zeit, wie der Bielefelder Liedermacher bei seinen ersten Kontakten mit den Medien erfahren mußte. Singen Sie etwas Lustiges, nichts Schmutziges, was leicht zu verdauen ist, forderte seinerzeit der Programmdirektor beim Rundfunk, dem Bulli Jürgen Grundmann sein Lied über den von den Medien geprüften Musiktrend widmete. Arg strapaziert werden die Lachmuskeln seines Publikums, wenn Jürgen Grundmann sich musikalisch mit dem billigen Schema-F-Schlager auseinandersetzt. Bei seinen herzhaften Parodien - lautstark vom mitsingenden Publikum unterstützt - befindet sich Jürgen Grundmann ganz in seinem Element. Auch das nahende Weihnachtsfest muß für Bullis Lieder herhalten: Von den frechen Bengeln, die keinen Bock auf Weihnachten haben, handelt sein Beitrag zur Adventszeit, eine Persiflage auf das besinnliche Familienfest. Die Live-Musik als heilige Kuh? Jürgen Grundmann experimentiert, läßt sich auch mal von Musik aus der Konserve begleiten. Und allzugern klaut er die Melodien bekannter Pop-Erfolge. Fälcos ;,Amadeus muß ebenso für eine glänzende Bumm-Bumm- Boris-Persiflage herhalten wie Klaus Lages Tausendmal berührt, das Grundmann zum Duett für die Herren Graf Lambsdorf und Flick umgeschrieben hat, die da dann singen: Tausendmal kassiert. So ganz nach dem Geschmack des Publikums war auch der Ausflug in die Blues-Szene mit Ostwestfalens rattenschärfstem Blues, wie Grundmann mit der Aufforderung Listen to me behauptete. Mit dem Salzstreuer- Blues steigerte sich der Liedermacher in den Höhepunkt seiner Bühnenshow.
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