Xhosa im Kulturzentrum

Das Warten lohnte. Getreu afrikanischen Zeitgefühls, daß das Wann nebensächlich, das Wie hingegen entscheidend ist, spannte die afrikanische Formation Xhosa die fast 100 Besucher im Kulturzentrum zunächst auf die Folter. „High-Priest" Lamga, als Band-Leader der Gruppe für Rhythmus, Gesang und Gags jeglicher Art verantwortlich, führte mit fast einstündiger Verspätung seine Gruppe auf die schwarz-drapierte Bühne. „Von Aachen nach Greven, das ist ein sehr weiter Weg," fabulierte der Südafrikaner mit rhemländischem Akzent.

Als „High-Priest" Lamga seinem Quintett das Startzeichen gab, wich der Wartefrust indes einer vielstündigen Rhythmus-Lust. Bewies der selbsternannte „High-Priest" vor allem seine Entertainer-Qualitäten, so verlegte sich der schwarzbedreßte Hutträger Prof. Dr. Akam aus Kamerun vor allem auf seine musikalische Fähigkeiten. Leichthändig hüpften die kräftigen Finger Akams über die sechs Saiten seines Instruments. Leichte melodische Soli wechselten auf der Gitarre mit harten Riffs, die stets in einem dominanten Rhythmuspaket eingebettet waren. Der Kubaner „Pedro" sorgte mit Stimme, Bewegung und Rhythmus-Instrumenten aller Art für diese Dominanz, unterstützt von einem Drummer aus Ghana, der mit Becken und Trommeln den Multi-Rhythmiker Pedro, einen Bongo-Spieler und einen jungen Bassisten aus Ghana begleitete.

Statt Stil-Purismus setzte die fünfköpfige Band auf musikalische Vielfalt: Lateinamerikanische Elemente griffen die Musiker ebenso auf wie harten Rock, Funk, aber auch Jazzelemente. Doch immer wieder setzten auch afrikanische Traditionais Akzente in den zumeist selbstkomponierten Stücken. „Xhosa" - übersetzt heißt das Feuer - ist gleichsam Programm. „Wir wollen die Feuer in jedem Herzen neu entflammen", orakelte Lamga. Selbst politisch engagiert hat die Musik für ihn doch eine andere Funktion: „Wir sind keine Politiker. Die sollen ihren Job machen, wir machen unseren." Was das heißt, bekamen die Besucher des afrikanischen Musikabends rasch zu spüren. Xhosa-Musik animiert zur Bewegung: Auch Westfalen hielt es bei den rhythmischen Exkursionen nicht auf den Sitzen. Die tanzenden Münsterländer wiederum inspirierten die musizierenden Afrikaner, die in über drei Stunden ihr breitgefächertes Repertoire abspulten.

Im Foyer des Kulturzentrums lud derweil eine Ausstellung mit südafrikanischen Skuplturen, Masken und Kultgegenständen zum Verweilen. Mit Kerstin Hemker und Gästen aus Zimbabwe ergab sich die zudem die Möglichkeit zu Gesprächen über Entwicklungspolitik sowie Land und Leute im südlichen Afrika. Möglich wurde das Konzert in Greven durch die Kontakte der Kulturinitiative zu einem von der Fachhochschule Münster durchgeführten Kongreß über internationale Zusammenarbeit. Zuschüsse gab es zudem von der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei.