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Werner Hucks im Kulturmagazin Es war schon verblüffend, wie ein Mann mit nur zwei Händen aus sechs Saiten soviele Töne auf einmal herauszaubern kann. Und doch war zwischendurch immer wieder eine Hand frei, um die Brille zurechtzurücken oder von einer anderen Seite in die Saiten zu greifen. Als am Samstagabend Werner Hucks mit seinen beiden Gitarren in der Kulturinitiative zu Gast war, bekamen die zahlreichen Zuhörer nicht nur verschiedenste Musikstile vorgezupft, sondern hatten auch viel zu lachen. Ich fange heute ausnahmsweise mit dem ersten Stück an, verkündete der Gitarrero und spielte Bachs Gavotte en Rondeau. Das Programm war in drei Teile aufgeteilt. Der Klassik folgte ein jazziges Drittel, Selbstkomponiertes gab'S zum Finale. Spätestens bei den drei Sätzen der Partita in h-Moll von Johann Sebastian Bach merkte das Publikum dann: Über einen Verspieler wird man an. Diesem Abend wohl nicht lachen können. Nach den drei Sätzen senkte der Meister den Gitarrenhals: Das war für das Publikum das vereinbarte Zeichen zum Klatschen. Wenn Werner Hucks anfing zu erzählen, dann ging's munter zu. Von der Jam-Session zum Beispiel, die Felix Mendelssohn-Bartholdy gerne mit Bach gespielt hätte, als er zum ersten Mal zufällig dessen Noten als Einpackpapier in einer Fleischerei bekam. Doch zustande kam sie nur, weil Bach 59 Jahre bevor Mendelssohn auf die Welt kam, starb .. . Nach einem weiteren Bach-Menuett wurde es schon etwas südamerikanisch. Ein Preludium diente als Übergang von Klassik zu Jazz. Und weil Südamerika fast nur aus so 7000 Meter hohen Anden besteht, drehte er viel zuviel Hall hinein, was sich ganz effektvoll anhörte. Und so schnell, wie der in Köln zum Staatlich anerkannten Jazz-Gitarristen- Instrumental -Pädagogen (also Gitarren-Lehrer) ausgebildete Berufsmusiker da die Drähte zum Schwingen brachte, konnte man kaum hören. Viel Gelächter gab es, als er kurz vor der Pause doch noch falsch spielte. Vorsätzlich, versteht sich. Rache an seinen Schülern, die grundsätzlich immer an der gleichen Stelle Fehler machen und zum Beispiel Vorzeichen vergessen, packte er alle notorischen Fehlgriffe in ein Madley. Gitarristen- Grundrepertoire-Stükke wie Yesterday, Beethovens Für Elise oder das ach so einfache Hänschen klein wurden so zu einer amüsanten Reise durch die Tonarten. Gefühllosschwammelnd gespielt natürlich. Nach der Pause spielte er Standard-Jazz von Alt-Meistern wie Charlie Parker. Über dem Stück steht die genaue Tempoangabe ' ,So schnell wie möglich', erzählte er und spielte Parkers Blues für Alice so schnell wie möglich, und sehr schnell war ihm möglich. Den dritten Teil spielte er dann wieder mit der normalen Akustikklampfe. Mit Entstehungsgeschichte vorweg ließ Hucks eigenes wie die Mittagspause erklingen. Ein Stück, das er einst seinem Schwärm in der großen Pause an der Schule spielte. Nach diesem melodiösen Liedchen wurde es mit dem Neujahrssong etwas flotter. Da gerieten die Hände oft scheinbar durcheinander, doch mußte das wohl so. Nach einigen weiteren Eigenkompositionen ging er gleich zu den Zugaben über und ersparte sich und dem Publikum das obligatorische Gerede wie Da war ich ja gar nicht drauf vorbereitet oder Was soll ich denn noch spielen? Er spielte erstmals einen Blues für Eddie, seinen Instrumental- Pädagogen, dann - nachdem ihn das Publikum doch wieder auf die Bühne geklatscht hatte, einen südamerikanischen Walzer und zum Abschluß nochmal Bach: ein Preludium. Beeindruckende Saiten- Akrobatik war das. Ein Abend mit Selbstumgeschriebenem und Selbstkomponiertem. Mit toller, virtuoser Musik. Wer hätte nicht gerne so einen Gitarren- Lehrer?
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