Peter Korneffel im Kulturmagazin

Frech und schonungslos, voll bitterböser Satire, dreister Ironie, aber auch mit viel feinfühligem, hintergründigem Humor: Kabarettist Peter Korneffel nahm in seinem Programm „Endstation Freiheit“ am Sonntag abend im Kulturzentrum der Kulturinitiative kein Blatt vor den Mund. In seinem die über 100 Zuhörer begeisternden zweistündigen Programm zog Korneffel sämtliche Register seines Könnens, ließ seinem spitzen Mundwerk nach Herzenslust freien Lauf zu Themen wie Wiedervereinigung, Asylanten, dem deutschen Mann oder der Bundeswehr, stichelte, ulkte und startete eine erbarmungslos Attacke nach der anderen auf die Lachrnuskulatur seines Publikums.

Da schwärmt der gelernte Münsteraner Diplompädagoge von seinem letzten Abenteuerurlaub in einer „urwüchsigen“ Containersiedlung, in der der deutsche Urlauber den „Aktions-Alltag“ der Asylanten gebucht hat. Gewalttätige Übergriffe kaschiert als folkloristisches Kultur- Programm - eben das Programm eines deutschen Reiseveranstalters.

Korneffel spielt mit seinem Publikum, geht schlagfertig auf Zurufe ein, versteht sie in sein Programm einzubauen. Still wird es im Saal, wenn er sich den „ernsten“ Themen zuwendet: Da bleibt das Lachen auch schon mal für einen Augenblick im Halse stecken. Deutsche Militäreinsätze auch außerhalb des NATO-Gebietes? Korneffel wägt ab: „Einerseits haben wir eine Mordserfahrung, andererseits aber eine katastrophale Auswärtsbilanz.“ Und schließlich seien die Siegprämien ja gestrichen. Korneffel entrüstet: „Geben die Amerikaner Kuwait für lau wieder ab. Ja hier.. .“ Außerdem stellt sich für den Kabarettisten die Frage: „Kann die deutsche Bundeswehr noch anständig töten?“ Mit seiner Analyse des Geschlechtes des deutschen Stammhalters hatte Korneffel nicht nur die weibliche Zuhörerschaft als Lacher auf seiner Seite. In den Augen des Kabarettisten bleibt der deutsche Mann wie Mondamin - geschmacklos, aber bindend. Zu Hochform lief Korneffel mit seiner herrlich schnulzig romantischen Liebeserklärung an den Autoreifen auf, mit der er das wichtigste Stück Lebensinhalt vieler Deutschen gekonnt auf die Schippe nahm.

Den kabarettistischen Knaller des Abends hatte sich Korneffel bis ganz zum Schluß aufgespart. Bei seinem Telefonat mit Gott - „Du alter Wolkenwächter“ - bog sich das: Publikum vor Lachen und forderte mit rhythmischem Klatschen energisch die Zugabe. Die Bethlehem-Story als schlechter Manta-Witz ziehe nicht mehr, versichert Korneffel seinem Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung. So beschließen die beiden eine moderne Neuinszenierung: Seiters organisiert die Volkszählung, Mercedes stellt den Stern und die Ranke-Heinemann spielt Maria. Nebenbei die Frage, ob denn der Erich schon oben sei. Nee, der suche noch eine Mitfahrgelegenheit, aber Mielke habe ja noch einen Platz frei.

Mit Peter Korneffel erlebte das KI-Publikum einen Kabarettisten der Extraklasse. Sprachliche Gewandtheit und .großer Ideenreichtum zeichnen den Mann mit der spitzen Zunge aus und lassen sein Programm zu einem Feuerwerk der Kabarettkunst werden.