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Kressivo im Kulturmagazin Fünf Weißrussen kommen auf die Bühne. Ein Ton wird vorgegeben, und wie aus dem Stand setzen sie mit kompliziertem, mehrstimmigen Gesang ein. Live, ohne jegliche Technik. Nur ein paar Scheinwerfer benötigen die Sänger der Minsker Gruppe Kressivo, die am Samstag mit russischer Folklore in der Kulturinitiative zu Gast war. Der Erlös aus Eintritt und Kassettenverkauf kommt verschiedenen Projekten zur Hilfe für die strahlengeschädigten kinder von Tschernobyl zugute. Mit einer beeindruckenden Gesangsleistung beeidruckten Alexander Schick, Alexander Ternowski, Elena Ternowskaja, Kristina Janutaite und der musikalische Leiter Anatoli Kasak die rund 50 Zuschauer. Ein unglaubliches Stimmvolumen vermittelte den Eindruck, man höre einen ganzen Chor. Rhythmische Instrumente wie ein Schellenkranz, die manchal eingesetzt wurden, wirkten da eher störend. Die Liedern stammen hauptsächlich aus dem Süden Weißrusslands, der Gegend um Tschernobyl, und wurden dort - bevor die Evakuierung nach dem Reaktorunglück die Gemeinschaft der Dörfer zerstörte - zu verschiedenen Anlässen und Feiern gesungen. Es geht meist um Liebe, Ehekrach oder häßliche Mädchen: Frauenfeindlich würde man das hier nennen. Und wenn man auch den Text nicht versteht, die temperamentvoll-schnellen Lieder sprechen für sich. Als nach einer kurzen Pause noch ein Akkordeon hinzukam, wurde die Musik sogar tanzbar. Mit ihren Liedern und kurzen Szenen, die sie zwischendurch spielten, boten Kressivo, was auf Deutsch übrigens Feuerstein heißt, einen interessanten Einblick in die andere Kultur, in das Temperament der Leute, die noch immer unter dem Reaktorunglück leiden. Um die Kinder von Tschernobyl zu unterstützen, touren Kressiva anderthalb Monate durch Deutschland. Angestellt sind sie bei der Gemeinnützigen Stiftung Den Kindern von Tschernobyl in Minsk, eine Solinger Bürgerinitiative holte die Musiker nach Deutschland
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