Nighthawks in der Kulturschmiede

Eine sehr schöne Atmosphäre, fand Reiner Winterschladen. Dal Martino, der eigentlich Volker Vässen heißt, bedankte sich artig, bei denen, die gekommen sind. Gleichwohl: Das Konzert der Nighthawks am Freitagabend in der Grevener Kulturschmiede hätte ein paar mehr Zuhörer verdient als die etwa 70, die sich dann aber einen schönen Abend machen durften in einer in der Tat sehr schönen Atmosphäre.

Dafür war die sechsköpfige Band um die beiden musikalischen Köpfe Winterschladen/Vässen (Martino) in einer ausgezeichneten Spiellaune. Angetrieben oder gebremst je nach Erfordernis von Dal Martino am Bass und prägnant markiert vom virtuos aufspielenden Rainer Winterschladen an der gestopften Trompete und am Flügelhorn legten die Nachtfalken einen wunderschönen Klangteppich auf, der mitunter so weich geknüpft war, dass der chillige Sound an die Grenze zum allzu Softigen stieß, die Sechs dann aber doch schnell die Kurve kratzten und eine härtere Gangart einlegten. Hier tat sich Markus Wienstroer hervor, der an den sechs Saiten einige brillante Soli einstreute, bis aus wohltemperiertem Lounge-Jazz ganz cooler Hip-Jazz mit glasklaren Funk-Riffs Schwung in die Bude gebracht wurde.

Da mochten Schlagzeuger Thomas Alkier, Jürgen Dahmen am Roads piano und Oliver Jäger (Keyboards) nicht nachstehen und machten sich einen sichtbaren Spaß aus dem Gig. Und der breitete sich insbesondere nach der kurzen Pause nahtlos auf das Publikum aus. Mit Hornflakes, Lieutenant ist driving, Norways, The secret Lonelines und Downtown stellten sich die Nighhawks im ersten Konzertteil vor und boten aus den bislang drei veröffentlichten Alben einen munteren Querschnitt.

Insbesondere Manana aus der Bronco Suite ihres Premieren-Albums Citizenwayne war mehr als ein Appetithappen: Fortan gings querbeet durch alle drei Alben Citizenwayne (1998), As the Sun sets (2004) und Metro Bar (2001). Dabei überzeugte die Band, als wären deren Mitglieder schon weit länger zusammen als es tatsächlich der Fall ist: Seit März dieses Jahres nämlich. Bis dahin machten Dal Martino und Reiner Winterschladen als Nighthawks ihr eigenes Ding. Winterschladen, hauptberuflich bei der NDR-Big-Band zu Hause, nannte nach dem Konzert die Gründe: Wir wollten etwas dezidierter rangehen, nicht 1:1 wie auf CD aufgenommen interpretieren und auch das Studioprojekt Nighhawks mit viel Freude lebendig werden lassen. Mit gestrafften Arrangements gelang dieses Ansinnen ausgesprochen gut. Live-Spaß und Inspiration versus studio-tauglicher, steriler Sezierarbeit: Gelungen.

 

(zurück zum Archiv)