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Rote-Mühle-Party in der Kulturschmiede Damals, mitten in den 70er Jahren, gabs einen Ort für die Grevener, in dem Wochenende für Wochenende der Bär tobte. Es war die Zeit der Parka, Lavalampen und der Disco-Welle. Die meisten Männer trugen Haare schulterlang. Schlaghosen waren Pflicht. Der alte Speicher, in dem sich die Grevener Jugendszene von 1971 bis 1979 getroffen hat, ist schon lange dem Erdboden gleich gemacht. DJ Fatty alias Werner Heiring legte schon zu seiner Studentenzeit in der Roten Mühle die Platten auf. Mit dem Ende der Roten Mühle verschwanden auch die schwarzen Scheiben. Doch sie überdauerten die Zeiten der Silberlinge unbeschadet in Heirings Keller. Ich habe die Platten immer verwahrt, versichert Werner Heiring. Hin und wieder habe ich auch mal reingehört. An die Soulscheiben kann sich Werner Heiring noch besonders gut erinnern. Es war 1972, als die Weltmusik des Souls aus den USA nach Deutschland schwappte. Dank eines Importeurs war die Rote Mühle eine von zwei deutschlandweiten Discos mit dem Privileg ausgestattet, die afroamerikanische Musik spielen zu können. So kam sehr schnelles neues Publikum, erinnert sich der Discjockey. Für ein Revival der Grevener Kult-Disco holte Fatty gerne seine Vinylplatten aus dem Keller. Es soll keine Nostalgieparty werden, legt Heiring viel Wert auf eine authentische Zeitreise und kündigt an: Ich werde nur die alten Platten spielen. Bee Gees, Black Sabbath, Pink Floyd: Alle Langspielplatten hatte Nostalgie-DJ Werner Fatty Heiring für die ausverkaufte Kulturschmiede am Samstagabend parat. Die Luft ist stickig und verqualmt. Lange, rote Lichtgirlanden und rote Luftballons hängen an den Wänden. Auf den Schränken stehen aus Pappe gebastelte Windmühlen, hinterleuchtet mit Teelichtern. Vereinzelt sind Stehtische aufgebaut. In der Mitte ist die Tanzfläche. Noch ist sie leer. An der Decke hängt eine große Discokugel. Im Minutentakt strömen die Partygäste ins Kesselhaus. Die Jacke ist gut verstaut in der Garderobe, die Eintrittskarte wird schnell vorzeigt. Die meisten kommen in Cliquen, manche darunter sogar mit derselben wie vor 30 Jahren. Wir waren fleißige Besucher. Nach der Kneipenrunde ging´s immer noch in die Rote Mühle, erinnert sich Gerd Martens noch so genau als wäre es letzte Woche gewesen. Bis zum letzten Tag war ich da. Modisch und musikalisch war Gerd Martens mit seinem Kumpel Gerhard Getta auf voller Höhe. Lange Haare und Schlaghose, glaube ich. Was damals halt angesagt war, grinst Martens. Es ist schade, dass es die Rote Mühle heute nicht mehr gibt. Wir würden wohl immer noch hingehen, halten Gerd Martens mit seiner Frau Herma und Gerhard Getta mit seiner Frau Anne am Kult fest. Eine ganz besondere Erinnerung haben Rolf und Carla Mewald. Beide lernten sich in der Disco kennen und lieben. Nächstes Jahr haben wir Silberhochzeit, verrät Rolf Mewald. Echte Fans waren auch Marita und Günter Leyer. Es waren Pflichttage. Freitag, Samstag und Sonntag waren wir da, grinst Günter Leyer. Die Atmosphäre war einfach gut, zog es Martia Leyer immer wieder in den alten Speicher. Ich glaube, ich hatte auch lange Haare und trug Schlaghosen, überlegt Günter Leyer kurz. Ich hatte auch noch diesen großen Kragen. Die trug man damals doch, oder?, blickt Dieter Schulze-Beckendorf fragend zu seiner Frau Martina rüber. Was damals Mode war, ist er sich nicht ganz sicher. Es ist generell schade, dass es hier heute keine Disco mehr gibt, ärgert er sich über die Partysituation in Greven. Ich denke dabei aber mehr an meine Kinder. Ich bin schon etwas zu alt dafür. Mittlerweile ist die Tanzfläche voll besetzt. Der Plattenspieler dreht und dreht sich. In Erinnerung an ihre Jugendzeit tanzen die Grevener mit voller Leidenschaft. Jeder auf seine Weise. Die einen etwas zurückhaltend, andere geben Vollgas. Schlaghosen, Glamourlook oder lange Matten tragen sie alle nicht mehr. Doch hat jeder die Rote Mühle bestens in Erinnerung. Wohl besser, als die Frisuren und die Mode von damals....
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