Lioba Albus im Ballenlager

Wenn Rheinländer und Westfalin aufeinander treffen, begegnen sich zwei Welten, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Vertreten wurden diese beiden Völkergemeinschaften am Samstagabend im Ballenlager von dem etwas in die Jahre gekommenen rheinischen Gockel Norbert Alich als Hermann Schwaderlappen und der für ihr kaltblütiges Temperament berüchtigten Lioba Albus alias Mia Mittelkötter. Die Kulturinitiative war das unheimliche Wagnis eingegangen, diese Urgewalten des kabarettistischen Geschlechterkampfes auf einer Bühne zu vereinen mit dem Programm „Was Gott getrennt … kann nicht der Mensch verbinden“ – und heraus kam ein hinreißender Abend, sprühend vor Witz und kleinen Boshaftigkeiten.

Mit dem Charme eines angegrauten Frauenverstehers und Lebemanns ließ Hermann Schwaderlappen teilhaben an seinem Erfahrungsschatz der großen katholisch geprägten Welt rund um den Kölner Dom. Da erklang ein Potpourri sämtlicher Peinlichkeiten der von Radio Luxemburg verbreiteten Schlager, die ihn geprägt haben wie eben sein besonderes Verhältnis zu „Feinripp-Unterhosen“. Sexistisch war dies sicherlich nicht, dafür süffisant. Aber Mia Mittelkötter reizte dies zu wahren Wortlawinen, mit der sie all die geschlechtsspezifischen „Vorteile“ kurzerhand mal eben vom Tisch fegte. Diese erprobte Kämpferin ist ja nicht umsonst lieblich wie Domestos und zärtlich wie Gilette. Als Fachfrau, gebildet vom „Goldenen Blatt“, kennt sie alle Geheimnisse, vor ihrer angewandten Psychologie kann „Mann“ nur schlappmachen. Da hat dann auch der geschniegelte Junghengst am Kassenschalter keine Chance, verzweifelt selbst das Kamel auf Lanzarote.

Eine eigene Dynamik entwickelten die vom gegenseitigen Sticheln geprägten Duette. Der im wahren Leben ausgebildete Germanist und Historiker und die eigentlich Lehrerin werdende Wort-Dompteuse lieferten sich ein Plauderstündchen der Boshaftigkeiten, die auf tieferes Verständnis schließen ließen.Über 250 Besucher hingen den beiden an den Lippen, wollten keine Silbe im Wettstreit der Geschlechter verpassen.Und selbst die Vereinigung am Ende war nur ein verzweifelt erschöpftes Miteinander, denn auch die Kräfte erlahmen irgendwann im immerwährenden Kampf zwischen der angewandten Pseudopsychologie der Frauen und der gefühlsschwachen männlichen Weltsicht mit komatösem Temperament. Solch einen Abend vergisst man nicht so schnell, denn alleine bewegen Lioba Albus und Norbert Alich die Herzen, gemeinsam getrennt die ganze Welt.