Bullemänner im Ballenlager

Sie sind keine Zeitgenossen der leisen Töne - und die Reckenfelder, ohnehin schon gebeutelte Stiefkinder der Stadt, bekommen gleich ihr Fett weg. „Die trauen sich mit nur mit dem Navi aus dem Ort heraus, finden denn aber auch wieder zurück. Das Navi hat uns über Gimbte geleitet, wo die Grablichter im Nebel flackern. Der Westfalian Summer ist doch die schönste Jahreszeit.“ Beide Akteure auf der Bühne sind in Greven keine Unbekannten und sie schafften es wieder einmal: Das Ballenlager war bis auf den letzten Platz gefüllt, am Freitagabend, als die „Bullemänner“ als Schutzengel einschwebten, um ihr neues Programm „Sehkurity" zu präsentieren.

Die Ethno-Kabarettisten haben die Lacher bereits auf ihrer Seite, ohne dass sie den Mund aufgemacht haben. Als Kulisse dient ein blauer westfälischer Himmel, die Flügel des Schutzengels hängen nebenan am Garderobenständer. Dieses Utensil wird an diesem Abend oft gebraucht und die beiden Engel scheuen auch keine Eigenkritik: „Der Westfälische Schutzengel ist immer da, nur dann nicht, wenn was war, im Himmel wird viel improvisiert, immer nach dem Motto: Das meiste erledigt sich ohne von selbst.“

Für die Schutzengel hat der Klimawandel auch gute Seiten: „Vor der Schneekatastrophe im Kreis kannte niemand Ochtrup, danach wohl. Vielleicht haben die Ochtruper vom Schnee überhaupt nichts gemerkt, weil sie sie ohne Strom mit anderen Dingen beschäftigt waren - vor allem nachts.“

Auch andere Glaubensrichtungen nehmen sie aufs Korn: „Mechthild ist zum Buddhismus konvertiert und hatte jetzt eine Erscheinung. Sie sah ihren Sohn wiedergeboren im Hund Hasso - immer struppig und immer hungrig.“ Der Westfale an sich ist für die beiden Akteure, die zwischendurch auch schon mal in die Saiten greifen, ein Mensch, dem die Zunge nicht locker sitzt: „Bevor er etwas sagt, denkt er erst einmal nach. Wenn er dann aber den Mund aufmachen will, ist keiner mehr da.“

Die Römer haben die sprachfaulen aber gewieften Germanen, Vorfahren der Westfalen, auf ihre eigene Art klein gekriegt. Sie haben sie so lange mit Wurstebrot voll gestopft, dass man sie auf dem Schlachtfeld nur noch in Scheiben schneiden musste.“ Apropos Essen: „Was ist unsichtbar und riecht nach Möhren? Ist doch klar, der Kaninchenfurz.“

Während im Publikum Tränen kullern, lästert Feuerwehrmann Augustin über die Ehekrise seines Gegenübers: „Möchtest Du als Frau mit Dir verheiratet sein? Siehste. Sing deiner Frau das Lied vom Bullenball und sie kommt zurück.“ Drei Zugaben fordert das Publikum. Es wurde entlassen mit dem Girl aus Kattenvenne.