Fritz Rau in der Kulturschmiede

Eine reine Lesung ist oftmals etwas spröde und trocken. Eine Lesung mit Fritz Rau wie am Samstagabend im Kesselhaus lässt sich allerdings nicht in irgendeine Schublade packen. Da kann man nur den Organisatoren der KI dankbar sein, so etwas erleben zu können. Der sympathische ältere Herr ist einer der ganz Großen gewesen im internationalen Konzertbetrieb. Welchen Künstler er im Laufe von 50 Jahren nicht vertreten hat, der hat vielleicht auch nicht den Sprung nach ganz oben geschafft. Die Konzertagentur Lippmann / Rau hat sie alle betreut, vom ersten großen Jazzkonzert in der Stadthalle in Heidelberg während seiner Studentenzeit bis zu den überwältigenden Open-Air-Konzerten der Stones.

Mit seinen 77 Jahren hat er es längst nicht mehr nötig, im Rahmen einer Buchpräsentation durch die Lande zu ziehen. Aber er hat eben viel zu erzählen. Über seine persönlichen Erlebnisse mit Jimi Hendrix bis hin zu Marlene Dietrich. Freundschaften aus 50 Jahren Backstage mit den bedeutendsten Künstlern haben sein Leben bereichert. In der Wertschätzung dieser längst Kult gewordenen Größen aus Jazz, Blues, Entertainment, Rock und Pop liegt so viel Respekt und Zuneigung. „Wenn Fritz mich den Napoleon des Chansons nennt, muss er wohl der Kaiser unter den Konzertveranstaltern sein“ sagte einst Charles Aznavour und Harry Belafontes Worte „Seit ich mit Fritz zusammenarbeite, wächst mein Bedauern, dass ich ihn nicht von Anfang an kannte“ sprechen Bände.

Für Udo Lindenberg ist er wie ein Vater, Mick Jagger sagte respektvoll „Du bist der Pate von uns allen“.Bei all seinen Erfolgen ist er der „Kulturarbeiter“ geblieben, der er von Anfang an war. Er hat das Herz eines Künstlers, ist ein Urgestein der Veranstaltungsszene, graue Eminenz im Hintergrund. Wenn er dann an einem solchen Abend einmal ins Erzählen kommt, lässt er sich nur von Musik stoppen. Aber die muss schon gut sein, sein Spürsinn für Qualität ist immer noch aktiv. Mit dem Pianisten Alexander v. Wangenheim verbindet ihn eine langjährige Freundschaft. Und da ist es selbstverständlich, dass dieser Musiker seinem Freund das Beste gibt, was er hat.Da erklang gefühlvoll interpretiert Paul Simons „Sorry seems to be the hardest word“, Balladen und Blues vom Feinsten von Ray Charles bis Clapton.

Humorvoll unterhaltend, mal nachdenklich und immer für eine Überraschung gut ging es erzählerisch durch ein Leben. Als Zeitzeuge entfaltete Fritz Rau ein schillerndes Panorama der Musik- und Kulturgeschichte. Ihn erlebt zu haben ist bewegend, von ihm im persönlichen Gespräch so herzlich behandelt zu werden, eine Auszeichnung.

Vielen Dank an die KI, solch ein Abend zeichnet auch sie aus.