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Lesung Gerd Normann im Kesselhaus (WN) Eine Lesung, bei der der Zuhörer grinsend in sich hineinschmunzeln kann - genau die gab's am Donnerstagabend im Kesselhaus. Dort traf ein jeder, der denn wollte, auf den Wahlberliner Gerd Normann, der dieses Mal deutlich mehr Zuhörer begrüßen durfte, als bei seinem letzten Gastspiel vor eineinhalb Jahren. Da trug die noch frische Zusammenarbeit zwischen der Kulturinitiative und der Initiative Jugendcafé Kesselhaus ganz offensichtlich Früchte. Die jungen Leute waren auf die Kulturinitiative zugegangen, um gemeinsam das Kleinkunstleben in Greven zu bereichern. So startete am Donnerstag eine Kabarett-Comedy-Lesung der ganz besonderen Art. Denn der aus dem Sauerland emigrierte Autor gilt als "Geheimtipp" für lokalkolorierte Schriften, sein Heimatkrimi hatte schon für Aufsehen gesorgt. Dass er sich als Komödiant nunmehr mit seiner CD "Sauerland-Dialoge" mehr der kabarettistischen Seite seines Wesens widmete, war für die Zuhörer eine glückliche Wendung, bedeutete für den Abend niveauvolle Unterhaltung mit humoristischem Esprit. Als wahrer Sauerländer wusste Gerd Normann auch um die Geheimnisse dieser Menschheitsgruppe. Mit "Willi und Lisbeth zerreden ihr Frühstücksei" führte er mit einfühlsamer Erzählkunst in die Welt seiner beiden Hauptfiguren ein. Dieses ältere Ehepaar passt so ganz in das Klischee. Da geht es im häuslichen Alltagskampf zweier in die Jahre gekommener "Eingeborener" so richtig zur Sache. Da wird aus dem Zustand des Frühstückseis ein Ehedrama. Fehlende Tischsitten des männlichen Partners bieten genug Stoff für weibliche Frustration. Das Leben im Sauerland hat wohl überschäumendes Gefahrenpotenzial für den Kampf der Geschlechter, auch nach 40 Ehejahren! Sprachlich virtuos begeisterte der Akteur. Was man aus den zitierten Dorfgesprächen erfuhr, sprengte oftmals den Rahmen der eigenen Vorstellungskraft. Aber Gerd Normann verletzte mit seinen Schilderungen nicht. Vielmehr hielt er den Zuhörern einen Spiegel vor. Gerd Normann entwickelt seine Geschichten aus der eigenen Erlebniswelt. Seine Wurzeln hat er dabei nicht vergessen. Er besinnt sich auf das Wesentliche im dörflichen Alltag. Der Abend war amüsant, als Auftakt einer Zusammenarbeit zweier Initiativen sicherlich gerade passend. Gespannt darf man sein, was die Veranstalter als nächstes auf die Beine stellen werden. Für Greven wird sich diese Verbindung der Generationen sicherlich lohnen.
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