Muschalle und Bleiming in der Kulturschmiede (WN)

Wie schon liebgewonnene Tradition geworden lud die Kulturinitiative am Samstagabend zum Weihnachtskonzert in die Kulturschmiede ein. Mit solch einer Resonanz hatte aber wohl niemand gerechnet, da fand man im ausverkauften Konzert fast keinen Platz mehr.

Doch intim und anheimelnd war dieser Abend trotzdem. Dafür sorgten schon die beiden zusätzlichen Gäste, der Sänger Johnny Ketzel und sein langjähriger Weggefährte Siggi „Fingers“ Mertens mit der Westerngitarre. Mit einer liebevollen Hommage an Johnny Cash sang sich der Münsteraner Ketzel direkt in die Herzen des Publikums, da lauschte man fasziniert den mit neuen deutschen Texten unterlegten altbekannten Melodien. Aber Johnny Ketzel beließ es nicht bei seiner Würdigung an die amerikanische Musik-Ikone, er zeigte mit seinen Ausflügen in die Country-Szene die Wurzeln bis zu Woudy Guthrie.

Als dann die beiden Pianisten Frank Muschalle und Christian Bleiming die Bühne betraten, war das Publikum schon bestens eingestimmt auf gute Musik mit direkt in den Körper gehendem starkem Rhythmus. Muschalle und Bleiming sind beide Meister einer gleichen Musikrichtung, allerdings repräsentieren sie unterschiedliche Spiel- und Musizierarten.

Während Frank Muschalle mehr lyrisch warm an die verschiedenen Themen heranging, bestach Christian Bleiming durch perfekt eingesetzte Bass-Figuren und intensivem Vorwärtsdrängen. So mutierte dieses gemeinsame Konzert nicht zu einem Duell gleichwertiger Meister, sondern sie ergänzten sich wunderbar und schufen so ein facettenreiches Bild des großartigen Boogie-Woogie. Klassiker der 30er- und 40er Jahre erklangen, kompetent und leidenschaftlich gespielt.

Solch einen „Honky Tonk Train Blues“ wie an diesem Abend spielt eben keiner so leicht und flüssig wie Christian Bleiming. Frank Muschalle zeigte sich als ideenreicher Interpret mit viel Gefühl für farbenreiche Nuancen. Gefühlsbetonte Musik in facettenreichem Spiel verwöhnte die zahlreichen Zuhörer. Für beide Pianisten ist Boogie-Woogie unbestrittenes Spezialgebiet, aber sie können eben auch noch viel mehr. Da erklang auch schon mal erstklassiger Blues.

Wenn sie auf zwei Klavieren musizierten, nutzen sie die Charakteristika des Partners, ergänzten sich wunderbar. In solchen Momenten zeigten sich Muschalle und Bleiming als wahres pianistisches Dreamteam. Und das Publikum genoss den Abend in vollen Zügen. Die Zeit verging im Rausch der Musik viel zu schnell.

Mit solcher handgemachten Musik hat die KI den Besuchern ein wahrlich köstliches Vor-Weihnachtsgeschenk gemacht.