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Five Alive O in der Kulturschmiede
(WN)
Konzerte, bei denen es um Irish Folk geht, haben immer
etwas familiäres. Die Musiker glaubt man gestern noch
in der Kneipe getroffen zu gaben, und ihre handgemachten
Töne klingen so vertraut wie die Märchen der
Brüder Grimm.
Das war am Freitag in der Kulturschmiede beim Konzert von
Five Alive O nicht anders. Selbst Willi Meibeck von der
Kulturinitiative, der die Gruppe ankündigte, wunderte
sich, dass der letzte Grevener Auftritt der
Multi-Kulti-Truppe - nur Sänger und Bandgründer
Séan Reeves ist waschechter Ire mit Wohnsitz
Erkenschwick - schon sieben Jahre zurücklag. Die Musik
bedarf keiner großen Eingewöhnung. Gleich der
schnelle Auftakt "Follow me up to Carlow" zeigte, wo es lang
geht. Gitarrist Gert Neumann, Bassist Reza Askari-Motlagh
und Séan Reeves selbst mit der irischen
Ziegenfell-Trommel Bodhran bestimmten den Rhythmus, auf dem
die beiden Fiddler Jonathan Williams und Michael Mc Carroll
sich spannende Duelle lieferten. Was folgte, war ein Mix aus
schnellen und langsamen Stücken. Vor allem bei den
Balladen wie "Carrigfergus" schlug dank der warmen Stimme
von Séan Reeves die Melancholie der grünen Insel
voll durch. "Oro sé do bheatha Bhaile" hieß ein
weiteres Stück - gesungen wurde nicht nur auf englisch,
sondern auch auf gälisch.
Die Lieder krochen dank der perfekten Musiker auch in den
Instrumentalpassagen unter die Haut. Wer von den rund 130
Zuhörern vollends in das irische Lebensgefühl
eintauchen wollte, konnte den Durst mit jenem "leckeren Zeug
mit Sahne oben drauf" (Reeves) bekämpfen, dass aus dem
Zapfhahn der Schmiede sprudelte. Für die Musiker
hieß es dagegen nach knapp einer Stunde erst einmal:
"Its tea time." Danach knüpften sie da an, wo sie
aufgehört hatten. Erst nach mehreren Zugaben
entließ das begeisterte Publikum die Musiker avon der
Bühne. Doch das Schöne bei alten Bekannten ist:
Sie kommen bestimmt bald wieder.
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