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Klaus Hoffmann im Ballenlager
(WN)
Was bleibt? - wird man sich nach diesem
Konzert nicht fragen müssen. Klaus Hoffmann mit dem
Pianisten Hawo Blech verzauberten am Freitagabend im
ausverkauften Ballenlager mit einem musikalischen
Querschnitt aus mehreren Jahrzehnten.
Die Kulturinitiative hat mit Klaus Hoffmann sich selbst und
dem Publikum ein Präsent der Extraklasse gemacht, das
in seiner Intensität und Gefühlsdichte die Zeit
vergessen ließ.
Klaus Hoffmann ist mit seinen 58 Jahren immer noch einer der
ganz großen Liedermacher und Entertainer, erreichte an
diesem Abend die Herzen aller. Da wurden besonders die alten
Lieder aus seiner Frühphase zu einem inspirierenden
Erlebnis, bei Blinde Katharina,
Gerda und Marktag blieb das Herz
fast stehen, fühlte man sich bis ins Innerste
berührt. So etwas schafft eben nur ein Mann, der alle
Höhen und Tiefen des Lebens erlebt hat, der sich nie
irgendwelchen Zeitströmen angepasst hat.
Seine Lyrik erschien einfach zeitlos, niemals angestaubt. Da
erschütterte das Haus Trinitatis immer noch
so wie vor vielen Jahren. Spirit 2 Tour
heißt die winterliche Tournee von Klaus Hoffmann, aus
der CD Spirit hörte man dann auch meist
lyrisch-poetische Lieder wie Das Röschen,
viel Melancholie und Zärtlichkeit für ein
hingerissenes Publikum.
Da blieb er authentisch, die neuen Leiden des Klaus Hoffmann
sind eben immer noch die alten geblieben. Berliner Milieu
zeigte sich im Treppe ruff, Treppe runter. Klaus
Hoffmann hat eben seine Wurzeln nie vergessen, da mischte
sich eine Spur Tucholsky in die altbekannte Berliner
Schnauze.
Mit seinem Pianisten Hawo Blech hat er über die Jahre
schon so viele Konzerte bestritten, da spürte man die
innere Verbundenheit selbst in den kleinen ironisch
angehauchten Spitzfindigkeiten. Klaus Hoffmann zeigte an
diesem Abend viel von seinem Innersten, erzählte von
seiner Kindheit in Berlin, dem frühen Tod des Vaters,
der schweren Nachkriegszeit. Diese Erlebnisse haben ihre
Spuren hinterlassen, Die Männer meiner
Mutter und Der Boxer zeigten diese
autobiographische Adaption mit ergreifendem Gefühl.
Seine Musik der Straße fand den Weg zu den
Herzen, da glänzte Der Diamant im Lichte
Berlins. Weil Du nicht bist wie die anderen traf
auf diesen Liedermacher ebenso zu. Dieses heimliche Genie
aus Charlottenburg verletzte nicht, auch wenn seine Worte
ganz besonders tief trafen. Er beschwörte die Schatten
der gefallenen Engel, von Gert Fröbe bis zu Ben Hur. Es
sind eben die Lieder, die mit ihrem melancholischen Unterton
ihn als großen Künstler auszeichnen. Es ist viel
passiert seit Ich will Gesang, will Spiel und
Tanz. Da haben die Jahre ihre Spuren hinterlassen.
Doch die Sehnsucht hat Klaus Hoffmann immer noch im
Gepäck. An diesem Abend öffnete er die Schatztruhe
seiner Lieder. Diesen Abend wird man so schnell nicht
vergessen. Da gilt aber auch ein großer Dank der
Kulturinitiative für solch ein inspirierendes
Geschenk.
Klaus Hoffmann im Ballenlager
(GZ)
Greven entwickelt sich nach und nach zum
Liedermacherzentrum. Nach Konstantin Wecker, Stefan Sulke
und Hannes Wader trat am Freitagabend Klaus Hoffmann im
Ballenlager auf. Jetzt nur noch Reinhard Mey
aber da sind wir dran, verkündete Willi Meibeck,
als er Klaus Hoffmann, einen der größten der
Branche, begrüßte.
Der Saal ist voll mit erklärten Hoffmann-Fans. Kaum hat
Hawo Bleich, Dauerpartner des 58-jährigen Sängers
am Klavier und Punchingball für manche Späße
des Barden, die ersten Takte angeschlagen, brandet der
Applaus los. Die Fans singen sofort mit. Ja, sie lieben
ihren Klaus und kennen seine Texte.
Der schauspielernde, schreibende und musizierende
Entertainer schmeichelt seinem Publikum. Ihr seid
fantastisch, ruft er. Das beste Publikum, das er
jemals erlebt habe. Ach, Quatsch, kommt
zurück. Hoffmann sucht den Kontakt zum Publikum,
spricht es an.
Er liefert eine gute, durchstrukturierte Show.
Tatsächliche oder erfundene persönliche Erlebnisse
bilden den roten Faden, an dem sich wie Perlen seine Lieder
aufreihen. Die Kindheit in Berlin, der frühe Tod des
Vaters, die schwere Nachkriegszeit.
Doch Mitleid ist nicht angesagt, Hoffmann mimt den
Bedauernswerten, im nächsten Moment ist er wieder
schnoddrig. Und alles in charmanten Art, eben berlinerisch.
Die Hände oftmals in den Hosentaschen, den verlegenen
Trottel spielend, singt er treffend: Ich bin zu
müde um höflich zu sein.
Hoffmann teilt aus , aber nimmt sich auch selbst auf
die Schüppe. Ein Beispiel: Spirit
heißt sein aktuelles Album. Spirit, das
heißt Geist, klärt er auf. Es könne
aber auch sein, dass jemand beim Schreiben des Wortes
Spirituosen gestört wurde. Diese
Zwischenstücke sind nicht schlecht, aber
seine große Stärke spielt Hoffmann in seinen
Liedertexten aus. Da berührt er sein Publikum mit der
ganzen Bandbreite menschlicher Emotionen: Liebe, Verlust,
Freud, Leid.
Nach zwei Stunden ist ein recht unterhaltsamer Abend zu
Ende. Das Publikum ist begeistert, applaudiert frenetisch,
bekommt seine Zugaben und dankt mit stehenden Ovationen.
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