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Gioacchino Rossini hätte sich wohl an seinen Barbier von Sevilla erinnert gefühlt, wäre er beim Klassik-Open-Air am Sonntagabend zugegen gewesen. Damals wie heute hatte es der liebe Gott zunächst nicht gut gemeint mit dem Komponisten. Man schrieb das Jahr 1816, Rom, Teatro Argentina, die Premiere der Oper Der Barbier von Sevilla: Das später weltberühmte Stück startete wenig glücklich. Einem Geiger rissen die Saiten, eine Katze trollte über die Bühne, die Zuschauer pfiffen und der Vorhang fiel frühzeitig. Beim Klassikkonzert in den Emsauen war es am Sonntagabend zum Glück nur der Regen, der den Auftakt während eben jener Ouvertüre etwas trübte. Doch wie Rossinis Barbier ein Opernhit wurde, so entwickelte sich auch diese Nacht am Emsufer zu einem Fest der klassischen Musik. Evergreens der romantischen Epoche, eine Hommage an die Straußsche Walzer- und Operettenkunst und nicht zuletzt überragende Musiker ließen die Herzen der Konzertgänger höher schlagen. Gleich im ersten Part verzauberte Solistin Sabine Grofmeier an der Klarinette ihr regengeplagtes Publikum, welches gut eingepackt in Jacke und Kapuze den hellen Klängen des Instrumentes lauschte. Bewundernswert, mit welch technischer Souveränität und seelenvoller Dynamik die Solistin Carl Maria von Webers berüchtigtes Konzert für Klarinette und Orchester zu meistern vermochte. Für dieses Konzert benötigt man einen langen Atem, wusste Mitorganisator und KI-Chef Egon Koling, der mit Dirigent Felix Lemke das Programm ausgewählt hatte. Technisch ist speziell diese Komposition Nummer zwei eine sehr anspruchsvolle. Sabine Grofmeier schaffte den Spagat und brillierte im ausgewogenen Zusammenspiel mit dem Orchester des Landestheaters Detmold unter der Leitung von Felix Lemke. Die Orchestermusiker selbst waren allerdings erst später richtig gefordert: Johannes Brahms Ungarische Tänze eins, fünf und sechs, die der Romantiker zunächst als vierhändiges Klavierstück komponierte, legte das Orchester mit viel Effet hin. Ein guter Übergang zum zweiten Teil, der sich dann ganz und gar Johann Strauß junior mit seinen Operetten und Walzern widmete. Die Fledermaus-Ouvertüre beispielsweise gilt als Höhepunkt der goldenen Wiener Operetten-Epoche, als Stimmungsschub in der Krisenstimmung des 19. Jahrhunderts. Das Orchester vermittelte diesen Eindruck eines scheinbar endlosen Tanzes in hervorragender Weise. Da reihte sich auch das Perpetuum mobile Scherzo, von Strauß amüsant als musikalischer Scherz bezeichnet, passend ein. Hier verzichtete der Komponist sogar darauf, ein Ende zu finden, so dass Dirigent Felix Lemke mit den Worten Und so weiter, und so weiter . . . seine Musiker stoppte - das Publikum durfte zurecht schmunzeln. Es folgten Klassiker wie der Kaiser-Walzer und die Tritsch-Tratsch-Polka und natürlich der finale Walzer An der schönen blauen Donau. Und wie die Zuhörer im Drei-Viertel-Takt der Donau schwelgten, öffneten sich zur Krönung des stimmungsvollen Konzertabends noch einmal die Himmelspforten. Ob das Eingebung war? Als Zugabe spielte das Orchester die schnelle Polka Unter Blitz und Donner . . .
Wacker schlugen sich Besucher und Musiker des Open-Air-Konzerts bei "Greven an die Ems" am Sonntagabend. Der Regen wollte zu Beginn nicht enden, doch musikalisch gab´s viel bekanntes in - trotz Regen - guter Darbietung durchs Orchester. Kaum beginnen wir, da hört der Regen auf" - was KI-Organisator Egon Koling zu Beginn des Klassik-Open-Airs am Emsstrand noch scherzhaft sagte, das wurde mit fortschreitendem Konzert eine glückliche Tatsache. "Wir freuen uns mit dem Landesorchester Detmold und Klarinettistin Sabine Grofmeier erstklassige Musiker verpflichtet zu haben", freute sich auch Dr. Susanne Schulte vom Summerwinds-Festival, unter dessen Dach das Konzert stand. 800 Besucher hatten sich trotz anhaltendem Regen und Warnungen vor Gewittern auf den Weg zum Strand gemacht. So gut besucht wie in den Vorjahren war der Abend mit vielen Stücke mit romantischen Evergreens und vielen populären Walzern allerdings nicht. Dafür freuten sich, eingepackt in ihre Regenmäntel, die Zuhörer auf einen besonderen Abend. Leichte musikalische Kost Musikalisch boten das Landesorchester Detmold unter Leitung von Felix Lemke mit Solistin Sabine Grofmeier an der Klarinette leichte Kost. Bekannte Titel wie Carl Maria von Webers Konzert für Klarinette und Orchester erforderten höchste Konzentration und Einfühlungsvermögen von Solistin Grofmeier. Meisterhaft spielte sie die schwindelerregendsten Passagen der brahmschen Ungarischen Tänze. Eine einfache und solide Basis bot das begleitenden Orchester im ersten, die Klarinette unterstützenden, Teils des Abends. Ein musikalisches Potpourri aus orchestralen Werken Johann Strauß' hob das Können der Musiker hervor, auch wenn die Auswahl der Stücke eng auf Populäres begrenzt blieb. Beim "Perpetuum mobile", dem nie endenden musikalischen Scherz, unterbrach Dirigent Felix Lemke mit den Worten "Und so weiter, und so weiter" - sehr zur Unterhaltung der musikalisch gut unterhaltenen Zuhörer. Ganz zum Schluss gab´s nach vielen musikalischen Trivialitäten à la Kaiserwalzer zwei schöne Sahnehäubchen: Mit der "Tritsch-Tratsch-Polka" zeigten die Musiker des Landestheaters Detmold und ihr Dirigent musikalischen Einfallsreichtum, der Walzer der Walzer "An der schönen blauen Donau" floss mal schnell mal langsam, analog zum einsetzenden Regen dahin. Polka zum Abschluss Passend zur Zugabe, der schnellen Polka "Unter Blitz und Donner", öffneten sich die himmlischen Pforten. Echter Donner und reichlich Regen begleiteten bei schönem Spiel mit Schlagwerk und Bläsern das diesjährige Open-Air-Konzert. Davon werden die wackeren Besucher und die ebenso tapferen Musiker noch lange erzählen können. |
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