Martin Weide in der Kulturschmiede (WN)

Seit über eineinhalb Jahren doktert Martin Weide wohl schon an seinem Programm „Das Leben macht Spaß - das Leben ist schön“ herum. Wie sich am Freitagabend bei seinem Auftritt in der Kulturschmiede vor fast 100 Besuchern zeigte, hat sich dieses Herumdoktern leider nicht gelohnt. Denn selten hat man so einen niveaulosen und zähen Abend erlebt.

Da beneidete man unwillkürlich die normalen Zuhörer. Denn die konnten, wie es auch einige gemacht haben, in der Pause gehen. Bis zum bitteren Ende zu verweilen wurde da zur wahren Geduldsprobe. Kabarett war es nicht, was der gebürtige Lüdinghausener in den endlosen Plaudereien von sich gab. Comedy bei weitem auch nicht. Mischte man von beiden Sparten die niedrigsten Partien zusammen, dann kam man seinem nicht zu spürenden Anspruch an Qualität wohl näher.

Wer sich über Ästhetik auslässt, sollte nicht im Glashaus mit Steinen um sich werfen oder wie ein Elefant sämtliches Porzellan des guten Geschmacks zertrümmern. In der Vorankündigung hieß es „Wo nix Schönes ist - da kann auch nix Schönes kommen - auch nicht mit dem Skalpell.“ Nach diesem oftmals weit unter der Gürtellinie angesiedelten Sprachergüssen könnte man den Nachsatz vielleicht ersetzen mit „auch nicht mit Martin Weide“.

Die Kulturinitiative hat sich mit diesem Radio-Moderator wahrlich keinen Gefallen getan. Vielleicht hat die KI auch nicht gewusst, auf was für einen Abend sie sich da eingelassen hat. Denn die Informationen auf der zugegebenermaßen recht unprofessionellen Homepage stellen ihn in einem ganz anderen Licht dar.

Provokation als publikumswirksames Element sollte nur mit Feingefühl und Verstand eingesetzt werden. Die Respektlosigkeit von Martin Weide bei dem Thema „dickes Kind“ war schon nicht mehr zu überbieten. Mit seinen unqualifizierten Sprüchen hat er sich keine Freunde gemacht. Wenn Martin Weise ins politische Geschehen wechselte, waren selbst seine Imitationen von Angela Merkel nur fader Abklatsch.

Billig und reißerisch aufgebaut war seine jegliches Niveau vermissende Beschäftigung mit dem anderen Geschlecht. Von Schönheitsoperationen, deutscher Schlager bis zu Pils-Diäten - Martin Weide begab sich auf allerhand Exkurse. Leider kam er dann sprachlich undifferenziert und offenkundig zerfahren immer wieder zu seinen unflätigen Äußerungen zurück. Da hätte man die zwölf Euro an der Abendkasse besser als Spende für die Kulturinitiative angelegt.

Denn die braucht gerade nach solch einem Abend Aufmunterung und Unterstützung. So etwas wie Martin Weide muss man sich nicht antun, außer man ist beruflich unterwegs und muss bis zum bitteren Ende bleiben.

Glücklicherweise ging da sofort das Licht an und man war so wenigstens vor einer Zugabe geschützt . . .

 

Martin Weide in der Kulturschmiede (MZ)

Das war bedrückend, erschreckend und ziemlich peinlich für die Kulturexperten mit sonst so feiner Nase. Bei der Kulturinitiative Greven war am Freitagabend Martin Weide, seines Zeichens sonst Radiomoderator eines Lokalsenders, in Mission als Kabarettist zu Gast. Sehr zum Leidwesen der Zuschauer in der Kulturschmiede.

Wo sonst die "Bullemänner" oder das satirische Trio "Storno" Witz mit Stil und Präzision zum Besten geben, konnten die Zuschauer am Freitag nichts dergleichen entdecken. Noch in der Vorankündigung zu dessen Programm "Das Leben macht Spaß - das Leben ist schön" hieß es "Zuviel Spaß gibt es nicht", da nannte sich Weide noch "Fidel Castro der Ästhetik" mit der Mission, das Kabarett zu revolutionieren.

Heere Ziele, doch wer von Ästhetik spricht, der sollte auch ästhetisch bleiben. Martin Weide setzte die Niveaugrenze in der Kulturschmiede weit unter der Gürtellinie an und wurde so vom Ästheten zum Proleten. Verhöhnendes Gehabe gegenüber Frauen, Unsensibilität bei Themen wie "dickes Kind" oder "Ausländerintegration". Kein Fettnäpfchen und auch kein heikles Thema ließ der Mann auf der Bühne mit seinen wenig präzisen, schlecht durchdachten Phrasen aus.

Weide redete sich fast zwei Stunden um Kopf und Kragen und schien dabei völlig sein Publikum zu vergessen. Die eher gesetzteren Damen und Herren aus der ersten Reihe freuten sich da wenig über Floskeln à la "Die Hitparade sollte doch um drei Uhr nachts laufen: Dann kann die inkontinente Fraktion gleich noch mal die Glotze einschalten".

Weides ausgedehnter und unpassender Gebrauch von Fäkalsprache stieß auf wenig Zustimmung beim Publikum. Als die ersten Besucher die Kulturschmiede bereits vor Veranstaltungsende verließen, dürfte selbst dem Darsteller auf der Bühne klar geworden sein, dass er die angekündigte Ästhetik des Abends um Längen verfehlt hatte.

Dabei war Weide zum Ende nur noch fad. Abgedroschene Namensspielereien wie "Axel Schweiß", "Wilma Poppen" oder "Rosa Schlüpfer" wurden dicht gefolgt von russischen "Wodka-Diäten", die "bei den Russen doch ganz normal sind". Sprachlich schlecht aufgebaut, dabei vorhersehbar, sexistisch und immerzu langweilig: So lässt sich Martin Weides erstes Kabarett-Programm zusammenfassen.

Damit wäre er lieber gleich zuhause geblieben und nicht nach Greven gekommen. Zum Schluss blieb nur noch ein wenig runder Abgang mit den Worten: "Für heute war's das." Zum Glück!