Jean-Claude Séférian in der Kulturschmiede (WN)

Er ist nicht unbedingt der „Klischee-Franzose“ mit dem Baguette unterm Arm. Seine begeisternde Stimme, gepaart mit musikalischer Virtuosität, ist jedoch nur eines: irgendwie typisch französisch. So schafft es Jean-Claude Séférian mit seinen Chansons, perfekt ein Stückchen Frankreich auf die Bühne zu bringen. Das bewies er eindrucksvoll am Freitagabend in der Kulturschmiede bei seinem Chansonabend unter dem Motto „Voyages, voyages“.
Von solchen „voyages“ – zu Deutsch „Reisen“ – erlebte der Franzose in seinem Leben reichlich genug, um sein 30-jähriges Bühnenjubiläum mit einer musikalischen Tour durch verschiedenste Länder zu feiern. „Mein Vater musste berufsbedingt viel reisen und deshalb bin ich im Libanon, in Beirut, aufgewachsen. Das Land hat mir die Inspiration gegeben Musik zu machen“, so Séférian. Später studierte er in Nizza, bis es ihn nach Münster verschlug, wo er sein Pianistenstudium abschloss. Seitdem arbeitet er dort neben seiner Musikertätigkeit als Musikpädagoge.
Außerdem bewegte er sich in seiner langen Karriere als Chansonnier durch verschiedenste Regionen und Länder. In der voll besetzten Kulturschmiede warf er in den Chansons unterschiedlichste Rückblicke auf seine vielen „voyages“. Mal ernst, mal melancholisch oder auch humorvoll und für gute Laune sorgend, unterhielt Séférian sein Publikum. Mit viel Herzblut am Werk und sehr stimmgewaltig präsentierte er den Chanson als ziemlich freie Musikrichtung, die durch ihre Vielseitigkeit und Individualität besticht. Es war deutlich hör- und sichtbar, wie sehr Séférian mit der Musik lebt und mitfühlt.
In den Texten seiner Lieder waren oft tiefgründige Erlebnisse verankert. Zwar spielte der französische Gesang somit eine wichtige Rolle, jedoch stach auch die musikalische Begleitung hervor. Seine Frau Christiane Rieger-Séférian am Klavier und an der Geige, Piotr Ragno am typisch französischen und ausgeprägt gespielten Akkordeon sowie Alexander Morsey am Kontrabass und an der Tuba spielten immer passend mit. Bei einigen Liedern setzte sich auch mal der studierte Pianist Séférian selbst ans Klavier.
Während des Abends wechselten sich Interpretationen von bekannten Stücken mit selbst geschriebenen Liedern ab, die ebenso zu begeistern wussten. Zwischen den vielen Stücken unterhielt er stets mit interessanten Anekdoten und humorvollen Rückblicken. Die Kulturschmiede eignet sich laut Séférian ganz besonders zu einer solchen musikalischen Tour. „Mir gefällt diese intimere Atmosphäre hier sehr“, sagte der Künstler mit Blick auf die überschaubare und lockere Club-Atmosphäre.
Am Freitag betrat der Franzose dort übrigens kein Neuland. „Er war schon öfters hier und es lohnt sich wirklich immer wieder ihn einzuladen, da er ein Mann mit außergewöhnlichen Fähigkeiten ist“, zeigte sich der Vorsitzende der Kulturinitiative, Egon Koling, voller Wertschätzung. Er würde sich mit Sicherheit – ebenso wie die vielen anderen Zuschauer, die diesen französischen Abend genossen – freuen, wenn der Virtuose Séférian bald wieder einmal ein Stückchen Frankreich nach Greven zaubert.

 

Jean-Claude Séférian in der Kulturschmiede (GZ)

Eindrücke aus aller Welt mit Hilfe von Chanson-Musik erhielten die Gäste des Konzerts von Jean-Claude Séférian auf Einladung der Kulturschmiede am Freitagabend im Kesselhaus.

Sein Gastspiel anlässlich seines 30-jährigen Bühnendaseins hatte den Titel „Vojages, vojages“, was so viel heißt wie „Reise, Reise“. „Ich erzähle passend zum Motto des Konzertes eine kurze Geschichte aus meinem Leben, sodass sich die Zuhörer gut in die Musik einleben können und sie genießen“, sagte Jean-Claude Séférian. Es war eine Liebesgeschichte. Die Geschichte, wie Jean-Claude Séférian und seine Frau Christiane Rieger-Séférian sich in Frankreich am Mittelmeer kennen gelernt und dort schöne gemeinsame Stunden verbracht haben.

Doch Séférian hatte neben der Musik noch mehr zu erzählen. Nicht nur Geschichten aus seinem Leben, sondern auch von den Leiden und Ängsten der Menschen. Etwa jener, die im Irak wohnen, die den Krieg erleiden müssen, die Menschen sterben sehen oder ihre Familien verlieren. Zu all diesen Geschichten stimmte Séférian seine Musik – egal ob dramatisch, rockig oder liebevoll – immer passend ab, sodass selbst die Gäste, die kein Französisch verstehen, den Sinn seiner Liedtexte begriffen.

Unterstützung bekam er dabei an Klavier und Geige von seiner Frau Christiane Rieger-Séférian, an Kontrabass und Tuba von Alexander Morsey sowie am Akkordeon von Piotr Rangno. „Wir kommen extra aus Steinfurt nach Greven, um Jean-Claude Séférian live hören zu können und nicht nur auf der CD im Auto“, sagte das Ehepaar Tasche-Ebbing. „Es ist sehr angenehm ihm zuzuhören, da ein dauernder Wechsel zwischen verschiedenen Genres statt findet.“

Séférian erklärte, er möge es in Greven aufzutreten, da hier immer eine sehr familiäre Atmosphäre bestehe. Knapp 70 Besucher bestätigten ihm das, indem sie begeistert mitwippten und die Musik tief in ihre Herzen eindringen ließen.