Jasper van't Hofs Pili Pili im Ballenlager (GZ)

„Was ist Weltmusik für Afrika? Natürlich Europa!“, fragte und beantwortete der niederländische Jazz-Pianist und Komponist Jasper van´t Hof auf der Bühne des Ballenlagers in Greven eine Frage, die er sich seit mittlerweile 26 Jahren stellt.

Damals gründete er die Formation „Pili Pili“ als Ethno-Groove-Band, die Geschichte schrieb. Afrika und seine Musik hatten van´t Hof so fasziniert, dass er daraus einen markanten Mischstil schuf. Sechs Jahre lang ruhte das Projekt. Jetzt endlich griff er die Idee wieder auf, gründete mit dem Percussionisten Dra Diarra aus Mali, der bereits von Anfang an dabei war, eine neue Formation „Pili Pili“.

Dazu brachte er die CD „Ukuba Noma Unkungabi“ heraus, die aus der Zulu-Sprache übersetzt so viel bedeutet wie „sein oder nicht sein“. Beides brachte er nach Greven mit, womit er die über 200 Besucher und die Kulturinitiative Greven als Veranstalter vollends begeisterte.

Kurzfristig musste er Ersatz für das Saxophon und den Gesang finden. Die hochschwangere Tutas Puoane aus Südafrika zauberte mit ihrer afrikanischen Gesangsstimme die richtige vokale Atmosphäre. Für Tineke Postma sprang der deutsche Saxophonist Ulli Jüllemann ein. Auch er setzte mit seiner ausgesprochen jazzigen Ausrichtung wichtige Akzente, die die Ersatzposition schnell vergessen ließen.

Unüberhörbar drängend war der Sound von Vasile Darnea (Violine) aus Rumänien und von Anton Peisakhov (Violoncello), der aus der Ukraine stammt. Nur selten schob sich der Bassist Nik Thys aus Belgien ins Rampenlicht. Doch auch seine fordernden Klängen schufen sich den Raum, den sie brauchten. Jasper van´t Hof war am E-Piano der Lenker, der Leiter und an vielen Stellen der absolut dominante Musiker.

Klänge, die an Kammerkonzerte der deutschen Traditionen a la Mozart oder Bach erinnerten, mischten sich in das dialogische Spiel der Instrumente. Dazwischen erklang immer wieder die klare, nicht sehr vollmundige Stimme von Tutas Puoane.

„Short Moments“ erzählte von der Flucht aus dem Alltag in Drogen. „Bodytalk“ und „Ilanga“ waren Stücke, die rhythmisch sehr minimalistisch angelegt waren, aber dennoch verzauberten. Der erste Song erzählte von einem guten Körpergefühl, während im zweiten Song die Sonne Südafrikas zum Thema wurde.

„Visuel invisible“ beschrieb die Zeit des Umbruchs in Südafrika, in dem die eigene Kultur zu versinken droht. Van´t Hof schaffte das Kunststück, den Spagat zwischen den Kulturen durch seine eigenen Kompositionen, die er selbst betextet. Nichts wirkte aufgesetzt, sondern absolut echt und ohne Showeffekte. Nur einmal wurde es ganz afrikanisch, als Diarra mit der westafrikanischen Kora, einem harfenähnlichen Saiteninstrument, ins Rampenlicht trat. „Pili Pili“ ist wieder auferstanden, dafür war das Publikum absolut dankbar. Mit Zugaben bedankten sich die Musiker für den rauschenden Applaus.

 

Jasper van't Hofs Pili Pili im Ballenlager (WN)

 Seit 1984 hat van‘t Hof mit Pili-Pili einen Brückenschlag zwischen europäischem Jazz und afrikanischer Musik geschlagen, die Weltmusik damit bereichert. Einem Glücksfall gleich ist es der Kulturinitiative Greven gelungen, diesen Vollblutmusiker für ein Konzert am Freitag im Ballenlager zu gewinnen.

Jasper van‘t Hof hat die Geschichte des Jazz-Rock geformt, mit seiner Band Pork Pie zusammen mit Charlie Mariano und Philipp Catherine in den 1970er Jahren Welterfolge gehabt. Wolfgang Dauner, Alphonse Mouzon, Jean-Luc Ponty zählen zu den vielen international bedeutenden Künstlern, denen es eine Ehre ist, mit Jasper van‘t Hof zusammen auf der Bühne zu stehen.

Seit 1984 hat van‘t Hof mit Pili-Pili einen Brückenschlag zwischen europäischem Jazz und afrikanischer Musik geschlagen, die Weltmusik damit bereichert. Einem Glücksfall gleich ist es der Kulturinitiative Greven gelungen, diesen Vollblutmusiker für ein Konzert am Freitag im Ballenlager zu gewinnen. Weit über die Grenzen der Stadt hat schon die Ankündigung des Pili-Pili-Projektes „Ukuba Noma Unkungabi“ für Aufsehen gesorgt, dies wollte sich wohl kein Pili-Pili-Fan entgehen lassen.

Sechs Jahre sind seit dem Album „Postscriptum“ vergangen, ein „Best of“ erschienen und Pili-Pili musste bei der großen Nachfrage nach guter Weltmusik in eine weitere Runde gehen. Auch diesmal hatte Jasper van‘t Hof Musiker um sich versammelt, die zur internationalen Spitze gehören. Was der Percussionist Dra Diarra auf seinem ganz speziell mit Kongas erweiterten Drumset an klangmalerischen Rhythmen herausholte, grenzte schon an Zauberei. Er erzählte ganze Geschichten, sein punktgenaues und facettenreiches Spiel war ein Genuss.

Klassische Akzente setzte der nahe Moskau geborene Violoncellist Anton Peisakhov, wurde dabei mit Kunstfertigkeit von dem Violinisten Vasile Darnea unterstützt. Leidenschaftlich und mit technischer Brillanz ergänzten sich diese beiden klassisch ausgebildeten Musiker, würzten den Ensembleklang ihrer gefühlvollen Spielweise. Der mit Jasper van‘t Hof befreundete Saxophonist Ulli Jünemann musste sich als „Ersatz“ innerhalb kürzester Zeit das Repertoire von Pili-Pili erarbeiten. Mit Bravour und Leidenschaft stellte er sich dieser Herausforderung, wusste mit feinem Ansatz und warm timbriertem Ton zu überzeugen.

Der Bassist Nic Thys zählt zu den ganz Großen seines Instrumentes. Wer seine Soli speziell in der Zugabe „Secure four legacy“ miterlebt hat, für den hat das Spiel auf dem Bass eine ganz andere Dimension erhalten. Für den vokalen Part war die aus Südafrika stammende Sängerin Tutu Puoane gewonnen worden, deren Stimme bei „Inner Pain“ und „Burning Culture“ das Publikum emotionsgeladen in ihre Heimat entführte.

Jasper van‘t Hof zeigte sich bei seinem ausgedehnten Klaviersolo von der Seite, die man über Jahrzehnte an ihm lieben gelernt hat. Ideenreich verwob er die Melodien, gab ihnen mit kunstvollem Anschlag ein unter die Haut gehendes Gewand. Er entlockte dem mit diversen Effektgeräten erweiterten Stage-Piano Klänge, deren Reiz man sich nicht entziehen konnte. Von ersten „Short Moments“ an spielte er mit einer ungebrochenen Intensität und Lebendigkeit, verband als umsichtiger Weltmusiker die verschiedensten Elemente zu einem Kunstgenuss für das Publikum.

Der sympathische Jasper van‘t Hof mag als Pianist schon legendär sein, als Weltmusiker hat er sicherlich eine gleich hohe Bedeutung.