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Bleiming und Muschale in der
Kulturschmiede
KI-Chef Egon Koling bringt es am Samstagabend auf einen
Nenner. Fast schon eine halbe Ewigkeit, genauer
gesagt zehn Jahre so lange ist der
Boogie-Woogie-Abend von Christian Bleiming und Frank
Muschalle bereits im Programm der Kulturinitiative (KI).
Stets als Jahresabschluss, stets im lockeren
Rahmen für Freunde und Förderer der KI
rauschen die beiden Pianisten über die Klaviatur, um
die wilden Rhythmen der 30er und 40er wiederaufleben zu
lassen für ein weihnachtliches Stelldichein.
Gekommen sind dazu 120 Woogie-Fans, die den beiden
Künstlern lauschen bei ihrer atemberaubenden
Schnelligkeit an den Tasten, den Blues-Figuren, den
Trillern, den Tremoli und natürlich jenen rollenden
Boogie-Bässen, die dem Genre seinen ureigenen Charakter
verleihen.
Das Publikum feiert das in den Stücken mit
aufflackerndem Szenenapplaus für die prägnanten,
ständig wiederholten Riffs. Vor allem der
Münsteraner Bleiming beherrscht diesen rennenden Stil,
der durch gekonnt eingesetzte Bass-Figuren und das stetige
Vorwärtsdrängen besticht. Hommage an die
Eisenbahn, betitelt er eines seiner Stücke. Es
ist eine überaus bezeichnende Wortwahl für diese
Musik.
Interessant sind auch die Unterschiede zum Kollegen
Muschalle, der auf der internationalen Boogie-Bühne
über Deutschland und Europa hinaus unterwegs ist. Mehr
ins Detail verliebt, filigraner und ruhiger tritt er auf,
interpretiert hier einen bedächtigen Blues-Hangover,
wandelt dort zwischen Jazz und Swing.
Dann allerdings tritt auch er wieder auf das pianistische
Gaspedal, das den Männern an den Tasten
Höchstleistung abverlangt. Nicht allein in 16teln,
sondern in 32teln oder gar 64tlen rauscht Muschalle
über den Flügel, sodass Auge und Ohr kaum
mitkommen.
Die besten Momente dieses Klavierabends sind aber die
Duette, bei denen Bleiming und Muschalle Rücken an
Rücken sitzen und sich doch musikalisch in die Augen
blicken. Aufeinander eingestimmt interpretieren sie mit
Verve alte Klassiker und haben trotzdem noch Zeit für
Scherze und den obligatorischen Barbesuch, der beim
Boogie-Woogie und seinem Vorgänger, dem Barrelhouse
Piano, irgendwie dazugehört.
Als am Ende der bekannte Sportstudio-Schluss-Dreiklang
erklingt, bleibt der Eindruck eines gelungenen KI-Finales
Anno 2014. Bis zum nächsten Mal.
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