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Uzume Taiko im
Ballenlager
Der KI-Vorsitzende war beinahe am gespanntesten von
allen: Ganz ehrlich, meinte Egon Koling am
Eingang, so richtig weiß ich auch noch nicht,
was uns heute erwartet. Und so kündigte der Chef
der Kulturinitiative die Gäste denn auch als
international bekannt, uns aber eher unbekannt
an.
In der Tat entpuppte sich die Show von Uzume
Taiko am Samstagabend im nicht ganz ausverkauften
Ballenlager in jeder Hinsicht als Überraschung
und taugte auf alle Fälle dazu, den geistigen Horizont
zu erweitern. Denn das, was das Percussion-Quintett auf die
Bühne brachte, was vor allem eines:
außergewöhnlich.
Rhythmisch, sportlich, phasenweise witzig, aber auch immer
ein wenig geheimnisvoll. Nichts für den auf die Eins
und Drei klatschenden Oktoberfest-Besucher und auch nichts
für Freunde der seichten Abendunterhaltung. Doch der
Reihe nach: Uzume Taiko ist ein
kanadisch-japanisch-chinesisches Musik- und
Percussionprojekt, das auf seinem Gebiet seit Jahren zur
absoluten Weltspitze gehört. Mit ihrer Kunst reisen die
fünf Mitglieder Bonnie Soon, Jason Overy, Naomi
Kajiwara, Gerardo Avila und Ed Arteaga um die Welt und geben
den Japanese Drum Spirit so nennt sich
die Show auf Konzerten, Festivals und in Workshops
weiter. Wir wollen Sie einladen, mit uns die Liebe zum
Trommeln und Tanzen zu teilen, kündigte Bonnie
Soon zu Beginn des Abends an.
Immer wieder flochten die Künstler kurze englische
Erklärungen ein, die auf den nächsten Beitrag
vorbereiten sollten. Das war auch durchaus nötig, denn
ansonsten wäre es für den Laien wohl kaum
möglich gewesen, die inhaltlichen Botschaften
nachzuvollziehen. Die durch Percussion vertonte
Überquerung des Ozeans auf der Reise in ein fernes Land
war dabei noch am einfachsten nachzuempfinden: Hier
hantierte Uzume Taiko mit riesigen Regenmachern,
die wie Ruder wirkten und band Gesangelemente ein, die
Aufbruchstimmung auf der Fahrt ins Ungewisse suggerierten.
Bei Stücken wie diesem konnte sich das Publikum mit ein
wenig Fantasie in das Dargebotene hineindenken. Aber bei
einem Beitrag mit dem gewöhnungsbedürftigen Titel
Danke Mutti! den Herzschlag eines Babys im
Mutterleib zu erkennen? Na ja, schwierig. Das hätte
irgendwie alles sein können.
Aber seis drum: Denn es waren sicher nicht in erster
Linie die Inhalte, die die Show prägten. Vor allem
waren es natürlich die auf allerhöchstem Niveau
ausgeführten Percussions: Auf unzähligen
verschiedenen Trommeln und anderen Schlaginstrumenten
spielten die Musiker im Laufe des Abends. Mit einem
unglaublichen Timing und beeindruckender Synchronität.
Doch sie boten auch sportliche Topleistungen: Ob japanische
Kampfkunst, Jonglage-Nummern oder fetzige Tanzelemente
der Reigen der sportiven Showteile war
äußerst bunt. Ein paar wenige Zuschauer suchten
vorzeitig das Weite wohl, weil sie mit dieser Kunst
so gar nichts anfangen konnten oder es ihnen mit der Zeit
schlicht zu laut und zu wuchtig wurde. Der überwiegende
Teil der Besucher harrte aus und dankte mit stehenden
Ovationen.
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