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Simone Solga in der Kulturschmiede Simone Solga, die Wahlmünchnerin mit dem Hauch heimatlichen Dialekts in der Stimme, betörte am Samstagabend in der Kulturschmiede nicht nur den "Herrn im weißen Hemd" mit dem Flanie. In über zwei Stunden virtuoser Sprachlichkeit mit kabarettistischem Seziermesser ließ sie einen wahren Feuerregen weiblicher Reize und hintergründiger Anspielungen auf ihr begeistertes Publikum los. Nicht provinziell, sondem provokant.gibt sie sich als Betreiberin eines aserbaidschanischen Restaurants "La Perla" mitten im Nirgendwo in der Mitte des neuen Deutschlands. Ihr selbst gewähltes künstlerisches Exil Aschersleben könnte idyllischer nicht sein. Jugendtreff am Stehtisch, Ratskeller und Swingerclub, das wunderbare Bild der makellosen Kleinstadt mit verwandtschaftlichemPolitfilz könnte malerischer nicht gezeichnet werden. Und auch Simone Solga hat dort einige Leichen im Keller, allerdings fein säuberlich konserviert in den 40 geleasten Kühltruhen. Zwischen dem Kampf mit Finanzamt, politischen Dorfhäuptern und allgemeinen Begleiterscheinungen als Zweitfrau eines Gynäkologen mit Ambitionen zu Höherem scheint sie sich zu einem männermordenden Monster im kleinen Schwarzen zu entwickeln. Vom Alltag zum Irrwitz schwingt sie sich mit lasziver Weiblichkeit auf in den Olymp satirischer Vielseitigkeit. Und als frech frivoler Profi braucht sie keine gescheiterten Neuwahlverköster, das Leben bietet ihr schon so genug Sprengstoff für ihre Perlenzündschnur. Sie setzt kokett im Plauderton an und entwickelt so ganz nebenbei einen Angriff auf Schöder und Doris. Sauerländer wie Merz liegen ihr auch nicht so am Herzen. Und wenn sie ihren messerscharfen Bush-Schröder-Stoiber-Hass-Rap vom Stapel lässt, gibt es pralles Politkabarett der Extraklasse. Virtuos bügelt sie Charaktere wie andere ihre Hemden. Von der leicht lebensuntüchtigen Enkelin im gastfreien Restaurant wird sie in Sekundenschnelle zur kettenrauchenden russischen Großmutter, die für alle Lebenslagen Plattitüden mit Niveau parat hat. Oder sie entführt in die Geheimnisse der höheren Mathematik in einem Vortrag, dessen irrwitzige Aneinanderreihung von Zeichen und Wundern selbst Einstein nicht hätte folgen können. Als ausdrucksstarke Antwort auf den asiatischen Wellnäss-Wahnsinn präsentiert sie den "nassen Lappen" als Entspannungsritual auf dem Bistrotisch. Vor ihr war niemand sicher, die Herren in der ersten Reihe sowieso nicht. Denen erklärt sie so ganz nebenbei den Sinn und Unsinn partnerschaftlicher Spielereien, betört sie mit Gesang und weiblichen Reizen. Was kann man von einer Frau anderes erwarten, die auf dem Friedhof Basilikum züchtet - schließlich hat sie diese paar Quadratmeter ja gepachtet für eine längere Nutzung. Ihr Umgang mit dem Fahrrad muss die Verkehrstauglichkeit erst auf den Gängen zwischen den Gräbern beweisen. Jede Pointe, jeder noch so beiläufig dargebrachter Seitenhieb sitzt bei dieser Spitzenkönnerin. Eine kleine Geste wird zum pathetischen Ritual. Schließlich hat sie ihr Metier von der Pike' auf gelernt, spielte seriöses Theater, sang im Musicalbereich, war bei der Leipziger Pfeffermühle ebenso dabei wie bei der Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Und dann eben auch in Greven. Kulturschmiede klingt ja auch irgendwie nach Osten, wo der rote Stern untergegangen ist. Die KI hat dem begeisterten Publikum mit Simone Solga ein exquisites Geschenk gemacht. ![]()
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